Hattenhofen/Mittelstetten – „Das Moor ist zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter schön!“, erklärte Hermann Neubauer bei seiner Führung durch das Haspelmoor Mitte August, als der Regen auf die Schirme und Regenmäntel von 13 naturbegeisterten Teilnehmern niederprasselte. Denn die Regentropfen hängten den Blaubeeren und Moosbeeren lilafarbene Tränen an und – wenn man es nicht besser wüsste – konnte hinter den dunklen umgeknickten Bäumen und üppigen Sträuchern jeden Moment eine Moorhexe über den Blaubeerbüschen herbeischweben.
Heide und Blaubeere als Pflanzenteppich
Der versierte Natur- und Wanderführer benannte viele Bäume und Sträucher und Pflanzen am Wegrand und im Moor und zeigte auf, woran man sie erkennt und welche natürliche Wirkung in vielen von ihnen steckt. Bei einigen gab er auch kleine Anekdoten zum Besten, z. B. dass die Blüten der Wegwarte die blauen Augen einer Prinzessin seien, die noch heute auf die Rückkehr ihres Liebsten warte…
Im Moos dominieren jetzt im Sommer Heide, Blaubeere und Moos- oder Kranbeere als Teppich zwischen kleinwüchsigen Kiefern, Fichten und Birken. Auch Überraschendes wusste Hermann Neubauer über diese einzigartige Landschaft zu berichten: Die für unsere Augen so eng mit dem Moor verbundene Birke sei letztendlich problematisch. Denn zusammen mit dem „Faulbaum“ dominiere sie die Vegetation des Moores, weil sich diese beiden Baumarten so stark vermehren.
Verlandeter Teich
Massiven Veränderungen unterliege auch der Teich im Moor, der – wie alles im Hochmoor ohne Verbindung zum Grundwasser – lediglich vom Regenwasser abhängig ist. Teilnehmer erinnerten sich daran, dass sich noch vor ca. 20 Jahren die Hörbacher und Haspelmoorer Männer hier im Winter zum Eisstockschießen getroffen hatten. Heute ist der Teich zu einem Großteil verlandet und die Wasserfläche beträgt nur noch einen Bruchteil der früheren Ausdehnung.
Systematischer Torfabbau
Auch über die Geschichte des Haspelmoores erfuhren die Besucher viel Interessantes. Alfred Beheim, zweiter Vorsitzender des Vereins „Lebensraum Haspelmoor“, hob den für das Moor so prägenden Zeitabschnitt hervor, den systematischen Torfabbau im 19. und 20. Jahrhundert (Ende: 1958). Torf war zunächst vor allem für den Betrieb von Lokomotiven verwendet worden, später als Isoliermaterial für Eiskeller. Die in Hochzeiten des Torfabbaus hier beschäftigten Torfarbeiter (bis zu 1.600) mussten unter miserablen sozialen Bedingungen ihr Dasein fristen.
Zivilisation versus Naturschutz
Beheim verlas auch eine „Anklageschrift“, eine Liste all dessen, was man in den letzten 100 Jahren aus dem Moor machen wollte: einen Lech-Isar-Kanal, einen Flughafen, eine Vieh-Verladestation und eine Mülldeponie. Verwirklicht wurde lediglich die Eisenbahn durch das Moor (Eröffnung der Bahnlinie Augsburg – München 1840). Der Bahnhof, den man zum Verladen des Torfes brauchte, führte zum Entstehen des Dorfes Haspelmoor. Letztlich erreichten engagierte Bürger, dass das Haspelmoor seit 1985 Naturschutzgebiet ist und durch Anstauungen wiedervernässt und somit als Natur- und Erholungsraum erhalten wird.
Eingeladen hatte zu dieser höchst interessanten Führung durch das Haspelmoor die Dorfbelebung und der Ländliche Garten Mittelstetten. red.