
Maisach – Die grünen Fließen an den Wänden der Brauerei Maisach schwitzen. Warm ist es im Sudhaus. Dampf entweicht aus den glänzenden Sudbottichen, in denen es brodelt und schäumt. Brauer Roland Burger beugt sich tief durch die geöffnete Luke, taucht einen Stab in den heißen Bauch des Kessels und … „Halt, noch mal von vorne“, ruft Kameramann Hans Treppesch und das nicht zum letzten Mal. Einen ganzen Vormittag drehte das BR-Rundschau-Team mit Redakteur Arndt Wittenberg sowie Tontechniker Odwin von Wurmb in der Brauerei Maisach, die vom Bayerischen Brauerbund ausgewählt worden war, stellvertretend für die schwierige Lage der kleinen, bayerischen Brauereien zu stehen. Sendetermine sind heute zu den bekannten Rundschauausstrahlungen im Bayerischen Fernsehen.
Noch mal von vorne: Genau wie alle Privatbrauereien in Bayern ist auch die Brauerei Maisach von den Auswirkungen des Lockdowns existentiell bedroht. Zweidrittel der Umsätze, wird der Inhaber Michael Schweinberger später in den Interviews erklären, sind ersatzlos weg: Die Wirtshäuser, Vereinsheime, die Biergärten: geschlossen; Volks- und andere Feste: abgesagt. Statt wie sonst an vier von fünf Tagen zu brauen, füllt Roland Burger nur noch zwei Mal die Kessel, die übrigen Mitarbeiter sind seit Monaten in Kurzarbeit. „Eigentlich sind wir derzeit eine Geisterbrauerei“, sagt Michael Schweinberger frustriert.
Staatliche Hilfen sind für kleine bis mittelständische Brauereien eher bescheiden, die Unterstützung der Bank auf vorsichtigem Niveau. Niemand wisse ja, wie es weitergeht. Doch nicht das Ob, das Wann es mit dem Ende des Lockdowns wieder weitergeht ist die Frage der Unternehmen, die mit viel Herzblut bayerische Braukultur am Leben erhalten. Viele seit Jahrhunderten, im Fall der Brauerei Maisach seit 1556!
Am heutigen Donnerstag gibt der Bayerische Brauerbund eine offizielle Stellungnahme zur Lage der bayerischen Brauereien ab. Sie war auch Anlass für gleich zwei Reportagen in der Brauerei Maisach: Bereits am Dienstag besuchte die BR2-Rundfunkredakteurin Chris Köhler Michael Schweinberger für ein Feature, das am Donnerstag, 11. Februar, im „Notizbuch“ zwischen 11 und 12 Uhr gesendet wird. Und am gestrigen Mittwoch rückte eben das Rundschau-Team des BR-Fernsehs an. Filmten das leere Bräustüberl, schauten dem Brauer über die Schulter, dokumentierten die Verladung der Bierkisten und interviewten Inhaber Michael Schweinberger, der von Umsatzeinbußen im Januar von 63 Prozent erzählt.
Womit er nicht alleine ist. „Viele kleine Brauereien sind existentiell bedroht, wenn nicht bald der Lockdown beendet wird“, sagt er. Seine weitere, große Sorge: „Wenn viele kleine Brauereien auf der Strecke bleiben, dann ist das auch das Ende der Braukultur in Bayern.“