Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine beschäftigt natürlich auch die Schülerinnen und Schüler im Landkreis. Experten vermitteln Hintergrundwissen und beantworten Fragen.
Krieg in Europa – Experten diskutieren hybrid mit 1200 Schülerinnen und Schülern der beiden Fachoberschulen im Landkreis
FOS-BOS

Fürstenfeldbruck / Germering - Für viele ist immer noch kaum fassbar, dass eineinhalb Flugstunden von Fürstenfeldbruck entfernt ein Krieg gegen einen souveränen Staat in Europa tobt.  Um die Situation und auch die Entwicklung dahin etwas begreifbarer zu machen, hatte Frau Oberstudiendirektorin Monika Pfahler, Leiterin der FOS/BOS in Fürstenfeldbruck, am vergangenen Freitag mit Staatsminister a.D. Reinhold Bocklet und NATO-Verbindungsoffizier a.D.  Detlev Göbbels zwei Experten als Gastreferenten an ihrer Schule. Die Referenten wurden per Videoschaltung in die Klassenzimmer der Fachoberschulen in Fürstenfeldbruck und Germering live übertragen, so dass knapp 1200 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig den Fachleuten zuhören konnten.

Mit einem Impulsreferat zum Ukraine-Russland-Konflikt führte Staatsminister a.D. Reinhold Bocklet in das Thema ein. Bocklet gilt als ausgewiesener Russlandexperte, hat den Präsidenten Wladimir Putin mehrmals persönlich getroffen und ist als  Mitglied des sogenannten „Petersberger Dialogs“ bis heute in Besitz eines ständigen Visums für Russland. Bocklet erläuterte, dass Russland und die Ukraine nicht zuletzt durch die Christianisierung um 988 einen gemeinsamen Ursprung haben. Weißrussland und die Ukraine sind geographisch und historisch die nächstliegensten Staaten für Russland. „Im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sprechen sich 1991 im Referendum 90% der Bevölkerung der Ukraine für die Unabhängigkeit von Russland und die eigenständige Staatlichkeit aus,“ erklärt der Russlandkenner Bocklet.

Trotz dieses klaren Votums spricht Putin aber der Ukraine von Beginn an eine eigene kulturelle Identität ab. Die Tatsache dass die Ukraine nach 1991 immer wieder zwischen Westorientierung und engen Beziehungen zu Russland schwankte,  bestätigten Putin in seinem Ansinnen.  Die Westorientierung der Ukrainer wurde aber immer deutlicher. Auf dem NATO-Gipfel 2008 in Bukarest lehnten Merkel und Sarkozy mit Rücksicht auf Russland eine Aufnahme der Ukraine in de NATO ab. Wäre die Entscheidung damals anders gefallen, hätten wir heute den Konflikt nicht sind sich Bocklet und Stabsoffizier Göbbels einig.  Der Oberstleutnant  des Heeres war vor seiner Pensionierung für den Bundesnachrichtendienst  (BND) in den Baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen und eben in der  Ukraine unterwegs, um die Beitrittsvoraussetzungen der in die NATO strebenden Länder zu durchleuchten.  Rein rechtsstaatlich und auch von der gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Struktur hätte die Ukraine zusammen mit den baltischen Staaten in de NATO aufgenommen werden können.

Der Oberstleutnant betonte in diesem Zusammenhang, dass die Staaten nicht von der NATO umworben wurden, sondern vielmehr dringend um die Aufnahme in die NATO gebeten hatten, um in Zukunft nicht Gefahr zu laufen, dass sie abermals von Russischen Truppen besetzt würden. „Die Menschen wollten die Freiheit und diese  wollten sie sich sichern,“ erklärte Göbbels.  Das hohe Interesse an der Thematik bestätigten die Schülerinnen und Schüler mit ihren zahlreichen Fragen an den ehemaligen Staatsminister und den NATO-Verbindungsoffizier. Fachoberschullehrer Michale Albrecht und Christian Wolf, die für die Übertragungstechnik der Hybridveranstaltung verantwortlich waren, sammelten im Chat die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Dank der guten IT-Ausstattung der Schulen funktionierte die Übertragung des Veranstaltungsformats sehr gut. Ihr Kollege Andreas Lohde, der auch den Kontakt zu den Fachleuten hergestellt hatte, moderierte den Expertendialog. Für die Beantwortung aller Fragen, waren die eineinhalb Stunden jedoch etwas zu knapp- denn das Interesse der Fach- und Berufsoberschüler war sehr groß.

 In die Zukunft blickend, bestätigten die Referenten, dass mit jedem Tag, den die Krieg weiter andauert, Putin sich und sein Land mehr und mehr isoliert. Die bewusste Fehlinformation, die Propaganda und die Fakenews, die Putin verbreiten lässt, werden auch im eigenen Land mehr und mehr hinterfragt. Ein militärisches Eingreifen der NATO schließen Bocklet und Göbbels jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus.  Putin habe die Schlagkraft und die Motivation der Ukrainer unterschätzt. Wie der Konflikt aber letztlich ausgeht, bleibt gegenwärtig noch Spekulation.  Was Putin jedoch nicht geschafft habe, sei die Destabilisierung – NATO und  Europa sind so eng zusammen gerückt, wie lange nicht.  „Echt gute Veranstaltung“ resümierte Lennart aus der S12 der FOS Germering und auch die Schülerinnen und Schüler der FOS/BOS in Fürstenfeldbruck fanden die direkten Informationen der Experten „spannend und sehr aufschlussreich“.

Authentische Personen und Fachleute sind immer eine Bereicherung für das Schulleben, - besonders aber in einer fast surrealen Situation wie der aktuellen, wo Krieg in Europe herrscht, betont Jürgen Vath, Direktor der FOS in Germering.

Kategorie

Das könnte Sie auch interessieren

Fürstenfeldbruck – Im Juni feierte die Oberbayerische Heimstätte (OH) gemeinsam mit den neuen Mietern den erfolgreichen Abschluss des Neubauprojekts Am Sulzbogen.

Oberweikertshofen – Symbolisch setzte Landrat Thomas Karmasin gemeinsam mit dem Baureferenten des Landkreises, Johann Wörle, und Egenhofens Bürgermeister Martin Obermeier Ende Juni den ersten Spatenstich für den Neubau eines Geh- und Radwegs zwischen Oberweikertshofen und Waltenhofen.

Puchheim – Der Puchheimer Wildbienengarten wurde im Jahr 2021 eingeweiht. Er ist ein Projekt des Umweltamts und wurde zusammen mit Wildbienenexpertin Anke Simon von Bund Naturschutz konzipiert. Auf der mehr als 1.000 Quadratmeter großen Fläche wurde ein Sandarium, verschiedene Blühflächen, eine Kräuterspirale und eine Wildbienennisthilfe angelegt.

Germering – Früh starten, spät ankommen, dazwischen über 2.500 Höhenmeter und 380 Kilometer im Sattel: Drei Germeringer Rennradler haben auch in diesem Jahr ihre traditionelle Benefizfahrt von Germering an den Gardasee erfolgreich absolviert und dabei 3.200 Euro für die Namaste-Stiftung in Gilching gesammelt.

Fürstenfeldbruck - Die für den 8. bis 10. Juli geplante Reparatur eines Gaslecks in der Münchner Straße muss sofort erfolgen. Bei einer am 24. Juni durchgeführten erneuten Messung wurde eine hohe Gaskonzentration in den umliegenden Leitungen mit hoher Explosionsgefahr festgestellt, dies bedeutet dass Gefahr im Verzug ist und somit sofort gehandelt werden muss.

Kottgeisering/Emmering/Maisach – Zuerst die schlechte Nachricht: auch heuer wird es leider nichts mit dem Storchennachwuchs auf dem Rathausdach in Kottgeisering – im Vorjahr waren alle fünf Jungstörche durch Dauerregen bedauerlicherweise ums Leben gekommen – denn zwei junge Weißstörche wurden Anfang Mai tot am Boden gefunden.

Gilching/Seoul – Als bekennender Technik-Enthusiast war ein Besuch im Herzen von Samsung in Seoul ein lang gehegter Traum, betont Matthias Vilsmayer, Geschäftsführer bei „blueants Süd“ in Gilching. Der Traum ging in Erfüllung.

Fürstenfeldbruck / München – Seit nunmehr zehn Jahren gibt es die IHK AusbildungsScouts. Das sind Azubis aus IHK-Ausbildungsbetrieben, die an Schulen in ganz Oberbayern Schüler über ihre Erfahrungen in der Berufsausbildung informieren.