Landkreis - In Zeiten von Corona und Social Distancing wird viel über häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder berichtet. Wenig Fokus liegt dabei auf Frauen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen. Welche Frau Opfer von Gewalt wird, ist nicht abhängig von Alter, Wohnort, Bildungsstand, Aussehen, Religion oder anderen Merkmalen. Bekannt ist jedoch, dass Frauen mit Behinderung besonders gefährdet sind. Zahlen einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigen, dass Frauen mit Behinderung im Vergleich zu Frauen ohne Behinderung bis zu doppelt so häufig Gewalt erleben. In der Befragung gaben abhängig von der Art der Behinderung 70 bis 90 Prozent der Befragten an, mindestens einmal körperliche Gewalt erlebt zu haben. Vergleichsweise berichten rund 45 Prozent der Frauen ohne Behinderung von körperlichen Gewalterfahrungen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Bezug auf sexuelle Übergriffe. Diese erleben zwischen 20 und 40 Prozent der Frauen mit Behinderung mindestens ein Mal. Auch hier erleben Frauen ohne Behinderung vergleichbare Übergriffe mit 14 Prozent deutlich seltener. Warum Frauen mit Behinderung deutlich gefährdeter sind Gewalt zu erleben wird auf unterschiedliche Faktoren zurückgeführt. Zum einen gehen potentielle Täter*innen davon aus, dass Frauen mit Behinderung weniger glaubwürdig sind und daher weniger mit Konsequenzen für eine Tat zu rechnen ist. Zudem fällt es Frauen mit Behinderung mitunter schwerer, sich zu Wehr zu setzen, Hilfe zu holen oder „Nein“ zu sagen. Es darf vermutet werden, dass die Zahl der Übergriffe in Zeiten, in denen der Alltag in Werkstätten und Betreuungseinrichtungen eingeschränkt ist oder ganz wegfällt, nicht abnimmt.
Umso wichtiger ist das Angebot, dass der Frauennotruf Fürstenfeldbruck mit dem Projekt bUnt – barrierefreie Unterstützung - seit rund einem Jahr bietet. Hier finden Frauen mit Behinderung Beratung und Hilfe, die an ihren Bedürfnissen orientiert und ihrer Lebenswirklichkeit angemessen ist. Angeboten werden unter anderem Beratung und Informationsmaterial in einfacher Sprache, aufsuchende Beratung, Beratung per Telefon, E-Mail oder Fax, den Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern und verschiedene Kurs- und Projektangebote. Beratungen können trotz weiter andauernder Ausgangsbeschränkungen telefonisch, per E-Mail oder Fax weiterhin in Anspruch genommen werden.
Die Beratung richtet sich an Frauen mit Behinderung, deren Angehörige sowie Fachkräfte aus dem Bereich der Behindertenarbeit. Auch Angehörige und Fachkräfte können sich, nach Wunsch auch anonym, mit ihren Anliegen an die bUnt wenden. Die Mitarbeiterin der Projektstelle, Frau Anna Lehrmann, ist zu den Öffnungszeiten des Frauennotrufs Fürstenfeldbruck persönlich erreichbar. Diese Öffnungszeiten sind derzeit Montag bis Freitag 9:00-12:00 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag 16:00-18:00 Uhr, Tel: 08141 /22 55 915 E-Mail: anna.lehrmann@fhf-ffb.de