Es ist Dienstag, 12:30 Uhr. Polizei fährt auf den Pausenhof der FOS in Fürstenfeldbruck. Ein weiterer Streifenwagen steht nahe der nächsten Kreuzung. Um 12:45 Uhr fahren zwei schwarze Limousinen am Schulgebäude vor. Ahmad Mansour steigt aus. Er ist Psychologe, Extremismusforscher und Islamexperte.
Nun besuchte auch der renommierte Extremismusforscher Ahmad Mansour die FOS/BOS.
Andreas Lohde

Fürstenfeldbruck - Es ist Dienstag, 12:30 Uhr. Polizei fährt auf den Pausenhof der FOS in Fürstenfeldbruck. Ein weiterer Streifenwagen steht nahe der nächsten Kreuzung. Um 12:45 Uhr fahren zwei schwarze Limousinen am Schulgebäude vor. Ahmad Mansour steigt aus. Er ist Psychologe, Extremismusforscher und Islamexperte. Da er sich immer wieder kritisch zum Islam äußert und den Islamismus, wie den politischen Islam bekämpft, erhält er Morddrohungen. Deswegen muss er aus Sicherheitsgründen auch bei seinem Besuch in Fürstenfeldbruck von vier Personenschützern begleitet werden.

Nach dem terrorostischen Überfall der islamistischen Hamas auf Israel hatte die FOS/BOSS in Fürstenfeldbruck eine Vortragsreihe ins Leben gerufen, die es Lehrern und Schülern ermöglichen sollte, die Vielschichtigkeit des Nahostkonfliktes besser zu verstehen und die bisweilen widersprüchlichen Meldungen besser einordnen und werten zu können. Die Referentinnen und Referenten, die Rede und Antwort standen, reichen von der wissenschaftlichen Leiterin des israelischen Konsulates in München, eines Nahostexperten einer Münchner Zeitung, über einen Historiker und Stabsoffizier bis hin zu einem Lehrstuhlinhaber und Professor für Völkerrecht.

Nun besuchte auch der renommierte Extremismusforscher Ahmad Mansour die FOS/BOS. Zu dem Vortrag mit Diskussion hatte Frau OStDin Monika Pfahler, Direktorin der Fachoberschule, auch Schülerinnen und Schüler, sowie interessierte Lehrerinne und Lehrer des GRG eingeladen. In der Aula begrüßte Pfahler den Israeli arabisch-palästinensischer Herkunft Mansour als viel gefragten Experten und Regierungsberater. Zur Vorbereitung auf den Besuch bearbeiteten die Klassen Unterrichtsmaterial, welches das Büro von Ahmad Mansour der Schule zuvor hatte zukommen lassen.

In einem Impulsvortrag erzählte Mansour von seiner Jugend in seiner Heimatstadt Tira, einer arabisch geprägten Kleistadt in Israel. In dieser, an das Westjordanland angrenzenden Stadt erhielt Ahmad Mansour erstmals Kontakt zum politischen Islam. Er fühlte sich zusehends angenommen in der Gruppe der Moslembrüder und teilte ihre Ablehnung aller westlichen Einflüssen. Er erlag den Vorurteilen, die die Gruppe gegenüber den Juden propagierte und vertrat die vom Islamismus geprägten Narrative. Erst als Mansour sein Studium der Psychologie an der Universität von Tel Aviv aufnahm und mit jüdischen Studentinnen und Studenten in Kontakt kam, erkannte er, dass die Erzählungen der Moslembrüder politisch-religiöse Propaganda waren und mit der Realität der israelischen Gesellschaft nicht übereinstimmten.

Zum Nahostkonflikt erklärte Mansour, der wenige Wochen zuvor in Israel war, um vor Ort mit den Menschen zu sprechen und sich ein Bild zu machen, dass das Land „kollektiv traumatisiert“ sei. Die Hamas habe mit ihrer unbeschreiblichen Brutalität die Erinnerungen an den Holocaust bei den Überlebenden der Schoah wiederbelebt. Neben dem bewaffneten Konflikt führe die Hamas mit großem Erfolg einen Desinformationskrieg. In den Netzwerken werde ungehindert propalästinensische Propaganda und Antisemitismus betrieben, die im Westen verfangen, obwohl genau die westliche Welt mit ihren Werten, wie Freiheit und Liberalität, von der Hamas abgelehnt wird.

Für die anschließende Diskussion setzten sich sechs Schülerinnen und Schüler zu Mansour auf die Bühne. Andreas Lohde, der in seiner Funktion als Lehrer an der FOS/BOS den Besuch von Mansour organisiert hatte, moderierte die Gesprächsrunde. Auch aus dem Publikum waren Fragen zugelassen und so ein direkter Dialog möglich.  So wollte eine Schülerin wissen, warum es keinen Staat gibt, mit einer echt demokratisch gewählten Regierung, in dem der Islam die vorherrschende Religion sei. „Passen Demokratie und Islam nicht zusammen?“ Mansour verwies auf die Geschichte des Judentums und des Christentums. Er sei zwar kein Theologe, aber an beiden Religionen sehe man, dass mit einer entsprechenden Auslegung und einer geisteswissenschaftlichen Aufklärung auch ehemals absolutistische Geprägte Religionen einer Demokratisierung von Staaten nicht im Wege stehen.

Ein Aufgeklärter Islam stehe der Demokratie sicher nicht im Wege. Der politische Islam stemmt sich aber gegen Aufklärung. Er will die Deutungshoheit über alle Lebensbereiche der Menschen. Ein anderer Schüler, der selber aus Kairo stammt, wollte wissen, warum Ägypten nach Meinung Mansours keine palästinensischen Flüchtlinge aus Gaza aufnehme und die Grenzen so dicht seien. Mansour verwies in diesem Kontext auf die jünger Geschichte Ägyptens. Der aktuelle Staatspräsident Ägyptens, Abdel Fatah El-Sisi, hatte als Militärbefehlshaber seinen Vorgänger Mursi in einem Putsch entmachtet. Mursi war über die Muslimbruderschaft in das Amt des Staatspräsidenten gelangt. Die Muslimbruderschaft fördert und unterstützt bis heute die terroristische Hamas. Ägypten wolle es unter allen Umständen vermeiden, sich mit Mitgliedern und Sympathisanten der Hamas Probleme ins eigene Land zu holen. Deswegen seine die Grenzen so dicht. Ob die militärischen Maßnahmen der Israelis im Gazastreifen nicht unverhältnismäßig seien, angesichts der unterschiedlich hohen Opferzahlen auf beiden Seiten, wollte ein Schüler der BOS wissen. „Eine berechtigte Frage,“ antwortete Mansour, auf die er keine letztgültige Antwort habe.

Er sei kein Freund der Regierung Netanjahu und sehe sogar viele Fehler in der Vergangenheit. Aber keiner rechtfertige einen terroristischen Angriff, wie am 07.Oktober geschehen. Bei Israel gehe es jetzt um die blanke Existenz. Die Hamas wolle Land und Leute auslöschen. „Das ist ihr Ziel,“ erklärte Mansour. Und dies mache auch ein Verhandeln schwierig, denn ein „bischen Auslöschen“ gebe es eben nicht. Nach gut zwei Stunden, in denen die 470 Schülerinnen und Schüler hochkonzentriert den Wortbeiträgen folgten, endete die Veranstaltung. Mansour bedankte sich für den guten und offenen Dialog, rief noch einmal zum gemeinsamen Schutz der Freiheit und der Demokratie auf und wurde von Personenschützern des LKA Berlin zu seinem Fahrzeug gebracht. 

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