Fürstenfeldbruck – Bei wärmender Frühlingssonne pflanzte der Arbeitskreis Gedenken im Historischen Verein Fürstenfeldbruck (HVF) in Kooperation mit der Stadt Fürstenfeldbruck vergangenen Freitag einen Korbiniansapfelbaum. Dieser Baum der Erinnerung steht nun in einem Pflanztrog direkt neben dem Todesmarsch-Mahnmal zum Gedenken an die KZ-Häftlinge an der Dachauer-/Augsburger Straße. Früher war dort ein mittlerweile verdorrter Ginkgo Baum.
Benannt ist die Apfelsorte (Malus domestica) nach dem katholischen Priester und Pomologen Korbinian Aigner (1885–1966). Er wurde 1939 wegen einer kritischen Äußerung denunziert und inhaftiert. Im KZ Dachau säte er auf einem Grünstreifen zwischen den Lagerbaracken Apfelkerne aus und züchtete verschiedene Apfelbäumchen. Die Sorte KZ-3 konnte er nach draußen schmuggeln. Sie wird heute weltweit als Baum der Erinnerung gepflanzt. Auch in Fürstenfeldbruck wird damit an die Opfer der Häftlingsmärsche vor fast 80 Jahren (Ende April 1945) gedacht.
Der 21. März ist für die Pflanzaktion auch von weiterer Bedeutung: Der Tag gilt als Welttag gegen Rassismus, als Internationaler Tag des Waldes und ist Frühlingsanfang – ein Dreifach-Symbol der Hoffnung. Ursprünglich war die Anpflanzung für die Woche der Meinungsfreiheit vom 3. bis 12. Mai geplant. Doch nun hofft man, dass der Baum bis dahin schon gut einwurzeln kann – dekorativ umringt von 24 Gewächsen der Pflanzenart Balkan-Storchschnabel.
Film zur Woche der Meinungsfreiheit
In der Woche der Meinungsfreiheit zeigt der Arbeitskreis am Montag, 5. Mai in Kooperation mit der IG Lichtspielhaus den neu erscheinenden Film über Korbinian Aigner „Ein stummer Hund will ich nicht sein“. Der Drehbuchautor Gerd Holzheimer wird zugegen sein und eine Einführung geben. Zudem ist für diese besondere Woche ein Konzert mit dem Jazz-Gitarristen Harri Strojka geplant. Er gilt als einer der wichtigsten Jazz-Musiker in Österreich und wurde mit seinem „Gipsy Soul“ weltbekannt. Auch er ist Mitwirkender im Dokumentationsfilm. Sein Großvater musste, wie Korbinian Aigner, im KZ Dachau im Arbeitskommando „Kräutergarten“ Zwangsarbeit leisten. Er und etwa 200 weitere Mitglieder seiner Roma-Familie wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Näheres zum Film und die Mitwirkenden sind zu finden unter: https://stummerhund.de/ red, Foto: Amper-Kurier
Saftige Korbiniansäpfel soll er einmal tragen – Pflanzung eines Baums der Erinnerung am Brucker Mahnmal: Oberbürgermeister Christian Götz (2. v. r.), zusammen mit der Sprecherin und Mitgliedern des AK Gedenken: Elisabeth Lang (Mitte), Anna Ulrike Bergheim (li.) und Julia Zieglmeier (re.) sowie dem HVF-Vorsitzenden Andreas Knipping (2. v. l.).