Maisach/Landkreis – Gerade zeigt sich wieder, dass Extremwetterereignisse in den letzten Jahrzehnten immer mehr zunehmen. Starkregen trifft uns öfter und richtet Schäden in Millionenhöhe an. Elisabeth Göpfert vom BUND Naturschutz in Bayern (BN), Projektmanagerin Kreisgruppe Dachau im Projekt Niedermoorverbund Dachauer-Freisinger-Erdinger Moos, erläutert, dass Hochwasser eigentlich ganz natürlich ist und regelmäßig Flussufer und -auen überflutet.
Durch langanhaltenden Niederschlag, Schneeschmelze oder lokal begrenzten Starkregen entstehen große Wassermengen, von denen nur ein Teil versickert und so zur Grundwasserneubildung beiträgt. Der Rest fließt über Oberflächengewässer ab oder kann im Boden gespeichert werden, wie es in intakten Moorgebieten geschieht. Allerdings haben wir Menschen unsere Umgebung stark umgestaltet, sei es durch Bebauung oder intensive landwirtschaftliche Nutzung. Nasse Flächen wurden entwässert, versiegelt und anbaubedingt frei von schützender Vegetation gehalten; Bäche und Flüsse begradigt oder eingedeicht. So sei eine Nutzung ehemaliger Feuchtgebiete und Auen zwar möglich, doch nehme man gleichzeitig kürzere Flussläufe und so schnellere Fließgeschwindigkeiten in Kauf. Überschwemmungsflächen, die große Wassermengen abpuffern könnten, fehlen und im Falle des Falles trifft das Hochwasser schneller auf Häuser, Gärten und landwirtschaftliche Flächen.
Doch gerade in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck gebe es ein enormes Potenzial für natürlichen Hochwasserschutz, so Göpfert weiter: Mit 7,5 bzw. 11 % Flächenanteil an Moor würden sich mit Renaturierungsmaßnahmen zukünftige Überflutungen entschärfen oder ganz abwenden lassen. Torfböden sind nämlich extrem quellfähig und wirken wie Schwämme. Doch diese sind am effektivsten, wenn sie bereits nass sind. Entwässert wird nur ein Bruchteil aufgenommen. Eine Untersuchung der Chiemsee Moore zeigte, dass ein intaktes Hochmoor bei Starkregen rund 90 % des Niederschlags aufsaugte, während eine drainierte Moorwiese ein Drittel davon speichern konnte.
Im Maisacher Moos, das sich auf 700 Hektar über beide Landkreise erstreckt, zeigte sich vor einigen Tagen ein positiver Effekt, wie Roderich Zauscher, Vorstand des Bund Naturschutz in Bayern der Kreisgruppe Dachau, berichtet: „Im Kerngebiet konnte man kaum große Wassermengen entdecken. Die Gräben waren zwar gut gefüllt, doch auf den Grünflächen stand kein Wasser. Große Mengen kamen nur im Nordosten des Gebiets an, allerdings nicht aus dem Moos, sondern aus der Maisach. Das lässt sich auch an der Farbe erkennen, schwarzes Wasser kommt aus dem Moos, während Flüsse schlammiges, braunes Wasser transportieren. Würden die Gräben im Moos zugunsten eines dauerhaft hohen Wasserpegels verschlossen, könnten deutlich größere Mengen aufgesaugt werden.“
Wegen dieser Pufferfunktion und der verzögerten Abgabe des gespeicherten Wassers werden Moore als natürliche Retentionsräume bezeichnet und seien extrem wichtig für den natürlichen Hochwasserschutz in Bayern. Oberstes Ziel eines vorsorgenden Hochwasserschutzes sei es, den Hochwasserscheitel zu kappen. Dazu könne die Renaturierung von Mooren und anderen Feuchtgebieten, wie Auenlandschaften (Auwälder, nasses Grünland), einen großen Beitrag leisten. Technische Mittel wie Deiche oder eigens gebaute Rückhaltebecken werden durch natürliche Effekte ergänzt und entlastet, um Scheitelwasserstände zu verringern und Siedlungen und Infrastruktur zu schützen. Dabei müssten nicht immer großflächige Maßnahmen erfolgen.