Schon auf den ersten Blick sieht das Kinderhaus nicht aus wie eine gewöhnliche Kindertagesreinrichtung. Es gibt die alte Villa, die vor einigen Jahren grundlegend renoviert wurde. Unter schattigen Bäumen gibt es einen riesigen Sandkasten und das mehrstöckige Baumhaus, das mit tatkräftiger Unterstützung der Eltern im vergangenen Jahr errichtet worden ist.
Entstanden aus einer Hippie-Kommune Anfang der siebziger Jahre hat die Elterninitiative die Ideale der freien Erziehung über 40 Jahre hinweg in die heutige Zeit gerettet. Zwar mit zahllosen Abstrichen und notgedrungenen Veränderungsprozessen, aber ohne je das Wichtigste aus den Augen zu verlieren: die Kinder.
Mit selbst gezimmerten Möbeln vom Sperrmüll ging es 1973 los. Als der Verein „Kinderhaus Lochhausen e.V.“ damals einzog, mussten sie nur die Instandhaltungskosten tragen, was gar nicht so einfach war. Die alte Villa aus den 30er Jahren hatte fast zehn Jahre leer gestanden und war dementsprechend heruntergekommen.
Die rumpelige Villa, deren Tür meist offen war und zu der fast alle Familie einen Schlüssel hatten, war damals für viele ein zweites Zuhause. Im Garten wurden Feste gefeiert, heiß diskutiert und die Kinder waren immer dabei.
„Im Laufe der Jahre haben sich die Anforderungen an eine Einrichtung wie das Kinderhaus verändert und erforderten zeitgemäße Strukturen“, beobachtet die Gesundheitspolitische Sprecherin und Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Theresa Schopper. Strengere Hygiene- und Sicherheitsvorschriften, gesellschaftliche und pädagogische Veränderungen, viel mehr Kinder und Eltern sowie eine andere Organisationsstruktur prägen jetzt den Alltag im Kinderhaus. 2009 erstrahlte es nach der von der Stadt München unterstützten Renovierung im neuen Glanz. Vor zwei Jahren verließ der letzte Zivi die Einrichtung und seit 2012 hat das Kinderhaus mit dem erheblichen Mangel an Erziehern zu kämpfen – wie jede andere Kindertagesstätte auch.
„Aus dem antiautoritären Kinderladen der siebziger Jahre ist eine moderne Elterninitiative geworden“, bringt es Elternbeirätin Anna Castronovo auf den Punkt. Denn trotz aller Hürden lebt die Leitidee des Kinderhauses „Miteinander leben und voneinander lernen“ in anderer Form fort. Grund genug, den Geburtstag gebührend mit Kinderschminken, Ponyreiten und vielen anderen Attraktionen zu feiern.