Grafath/St. Ottilien – Gänsehaut pur – und das nicht wegen den stets eisigen Temperaturen in der Kirche St. Rasso in Grafath: Mit ihrem Konzert „Stabat Mater“ hat das außergewöhnliche Musikprojekt „Choriosum & Friends“ unter der Leitung von Martin Winterstein das Publikum restlos begeistert. Mit stehenden Ovationen und zwei Zugaben endete das zweistündige Konzert von Chor, Solisten und Orchester, das am 1. Mai um 15.30 Uhr in der Klosterkirche St. Ottilien erneut aufgeführt wird. Der Eintritt ist übrigens frei.
„Choriosum“ ist ein sechsköpfiges Vokalensemble aus Grafrath. Seit 2006 wächst es unter der Leitung von Martin Winterstein einmal im Jahr mit weiteren Sängern zu einem großen Projektchor. Gemeinsam mit Instrumentalmusikern und Solisten werden dann große Werke einstudiert und aufgeführt. In diesem Jahr steht „Stabat Mater“ von Karl Jenkins als Hauptwerk auf dem Programm. Jenkins, einer der meist gespielten zeitgenössischen Musiker, hat in seinem erfolgreichsten Werk viele unterschiedliche Klangfarben und musikalische Welten miteinander vereint. Mit große Chorsätzen, einem Orchester mit großem Schlagwerk, den elegischen Arien und wunderschönen Instrumentalsoli sowie arabischen und aramäischen Klangwelten zaubert er eine ganz besondere Stimmung. Diese kamen jetzt auch in der ausgezeichneten Akustik von St. Rasso voll zur Geltung.
Einen großen Anteil daran haben die beiden Gesangssolistinnen Cosima Baumer (Sopran) und Ban Ablahad. Cosima Baumer, Absolventin am Richard-Strauß-Konservatorium in München, ist eine etablierte Solistin in den Bereichen Oper, Operette und Musical. Mit dem klaren und warmen Klang ihrer Sopranstimme gibt sie die Botschaften der Soloparts ausgezeichnet wider. Nicht minder faszinierend ist der Gesang von Ban Ablahad. Die gebürtige Irakerin lebt erst seit einem Jahr in München, wo sie als Kantorin in der syrisch-orthodoxen Gemeinde in St. Anna Gottesdienstbesucher mit heimatlichen Klängen in ihren Bann zieht. Auch das gelingt ihr bravourös.
Doch nicht nur Jenkins‘ Stabat Mater ist ein Genuss für die Zuhörer, auch das „Oboenkonzert in a-moll“ von Ralph Vaughan Williams und das Thema aus „Schindlers Liste“ von John Williams überzeugen. Robert Sailer, im Hauptberuf Solo-Oboist am Staatstheater am Gärtnerplatz, spielt technisch perfekt und in höchstem Maße einfühlsam die leicht melancholischen und manchmal wehmütigen Melodien, die sich so wunderbar im Kirchenschiff entwickelten. Diese Stimmung führt Katharina Büll mit ihrer Interpretation von Schindlers Liste fort. Die Absolventin des Masterstudiums unter Professor Schneider an der Musikhochschule Hannover und ehemalige Konzertmeisterin der jungen Deutschen Philharmonie ist seit 2014 festes Mitglied der Staatsphilharmonie Nürnberg. Die Geigerin spielt mit leichter Hand die leidenschaftlichen Melodien und führte die Zuhörer zurück zu Spielbergs bekanntem Film mit seinen einfachen Melodien voller Traurigkeit und Hoffnung.
Dass Choriosum & Friends auch a capella können, beweist der Chor mit der Aufführung von „Maria IV“ des Schweden Marten Jansson. Ungewohnte Harmonien für ein bekanntes Thema, zuverlässig dargeboten im barocken Umfeld. Das Konzert mit Chor, Orchester und den hervorragenden Solisten ist ein zweites Mal zu erleben am Mittwoch, 1. Mai in der Kirche St. Ottilien um 15.30 Uhr.