Der letzte Besuch Mannheimers an der Schule am 03. Februar 2016 mit Schulleiterin Doris Hübler.
ak
Fürstenfeldbruck - „Viele fragen mich:  Glaubst du, dass es einen Sinn hat, dass du in die Schulen gehst und diese Mühe auf dich nimmst – in deinem Alter? Ich sage, es ist so wie bei den Medikamenten:  Man weiß nicht, wie sich der Körper ohne diese Medikamente verhalten würde.“ Ergänzen müsste man Max Mannheimers Worte in etwa: Falsch wäre es aber, das Medikament erst gar nicht anzuwenden, will sagen, nicht die Erinnerung an die Leiden der Shoa-Opfer während der NS-Gewaltherrschaft wachzuhalten.

Das genannte Zitat des jüdischstämmigen Zeitzeugen, der am 23. September vergangenen Jahres im Alter von 96 Jahren verstarb, bildet den Auftakt des Filmportraits „Der weiße Rabe“ und stand auch am Beginn einer Veranstaltung vor über 400 Schülerinnen und Schülern in der Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums, in der an die Persönlichkeit und den Leidensweg Mannheimers erinnert wurde. Der Holocaust-Überlebende war viele Jahre regelmäßig ans „Rasso“ gekommen und hatte über seinen Leidensweg in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Warschau, Dachau, Karlsfeld und Mettenheim bei Mühldorf berichtet. „Wir hätten ihn sehr gerne auch für dieses Jahr wieder eingeladen. Zwar war dies leider nicht mehr möglich, aber wir wollten ihm mit dieser kleinen Feier unsere Ehre erweisen und uns seine besondere Persönlichkeit in Erinnerung rufen“, erläuterte Geschichts-Fachschaftsleiter Wolfgang Seufert den Beweggrund für die Veranstaltung.

Zwischen Mannheimer und der Rasso-Schulgemeinschaft hätten sich im Laufe der Jahre freundschaftliche Beziehungen entwickelt. „Mit Auszügen aus seinen autobiographischen Schriften und Sequenzen aus dem Dokumentarfilm ‚Der weiße Rabe‘ haben wir die Möglichkeit, diesen Zeitzeugen wenn schon nicht ‚life‘, so dennoch sehr unmittelbar zu uns sprechen zu lassen.“ Der von der Regisseurin Carolin Otto 2009 veröffentlichte Film zeigt Mannheimer während seiner ersten Wiederbegegnung mit dem früheren Vernichtungslager Auschwitz 1991 und im Verlauf mehrerer Besuchsstationen im Jahr 2008, unter anderem in seiner tschechischen Heimatstadt Neutitschein und in Schulen der Münchner Umgebung. Dabei bewies die Präzision, mit der er auch noch nach vielen Jahrzehnten über kleinste Details aus seiner Haftzeit erzählen konnte, wie unauslöschlich sich diese Erlebnisse in sein Gedächtnis eingebrannt hatten. Wenn die Kamera über die unabsehbare Weite und die schier endlos erscheinenden Stacheldrahtzaunreihen des ehemaligen KZ-Geländes strich, konnten die Schüler etwas von der Monströsität des Holocaust erahnen. Ergänzt wurden die gezeigten Filmausschnitte durch ausgewählte Passagen aus der 2012 erschienenen Autobiographie „Drei Leben“, neben Erlebnissen aus dem KZ-Alltag auch die Geschichte von Mannheimers glückhafter Befreiung vermittelnd und von Schülern der Q 11 einfühlsam vorgetragen. Ein Instrumentalensemble aus Klavier, Viola und Violoncello verlieh der Gedenkveranstaltung mit Klezmer-Musik den passenden Rahmen und ließ sie am Ende mit leicht tänzerischen Rhythmen sogar zuversichtlich ausklingen, was sicherlich ganz im Sinne Mannheimers gewesen wäre, der trotz all seiner traumatischen Hafterlebnisse nie die Freude am Leben und den Glauben an das Gute im Menschen verloren hatte.
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