Puchheim – Im Rahmen des Forschungsprojektes GIGA-M führen die Stadtwerke München (SWM) und die Energie-Wende-Garching (EWG) 3D-seismische Messungen im gesamten Großraum München durch. Das Vorhaben ist Teil des Forschungsprojekts GIGA-M unter Federführung der Technischen Universität München (TUM). Die geophysikalischen Untersuchungen sollen voraussichtlich ab Mai 2026 auch auf dem Gebiet der Stadt Puchheim stattfinden.
Was sind seismische Messungen und wie laufen sie ab?
Für die Nutzung Tiefer Geothermie in und um München wird heißes Wasser aus einer etwa zwei bis fünf Kilometer tiefen Gesteinsschicht gefördert. Um die Lage und Eigenschaften dieser thermalwasserführenden Schicht darzustellen, hilft ein hochmodernes Erkundungsverfahren: die 3D-Vibroseismik.
Hierbei erzeugen sogenannte Vibrotruck-Fahrzeuge Vibrationen und senden damit Schallwellen in die Tiefe. Diese werden von den verschiedenen Gesteinsschichten im Untergrund unterschiedlich reflektiert. Das Echo zeichnen kleine Erdmikrofone (sogenannte Geophone) auf, die zuvor im Untersuchungsgebiet verteilt werden.
Während der Messarbeiten werden voraussichtlich vier Gruppen mit je ein bis zwei Vibro-Fahrzeugen entlang von Straßen und Wegen durch das Untersuchungsgebiet fahren und alle 25 Meter für 60 Sekunden vibrieren. Die Vibrationen und Geräusche sind nur im engeren Umkreis der Fahrzeuge wahrnehmbar. An jedem Messpunkt stehen die Fahrzeuge wenige Minuten, dann fahren sie zum nächsten Punkt weiter. Jeder Messpunkt wird nur einmal befahren. Aus der Erfahrung vieler Seismiken ist bekannt, dass es längstens rund eine halbe Stunde dauert, bis die Vibrotrucks wieder außer Hörreichweite sind. In bewohnten Gebieten werden begleitende Messungen an unmittelbar angrenzenden Gebäuden durchgeführt, um die Normen für Bauwerke einzuhalten. Im Anschluss der Messungen werden die Geophone wieder eingesammelt, die aufgezeichneten Daten gesichert und ausgewertet.
Vibroseismik ist ein erprobtes und schonendes Verfahren – ähnlich der Echolotung in der Schifffahrt. Die Firma DMT GmbH & Co. KG, die die Messungen durchführt, bringt viel Erfahrung mit; unter anderem hat sie auch schon die seismischen Messungen in Puchheim und Germering im Jahr 2008 ausgeführt.
Einholung des Einverständnisses der Grundeigentümer: der Permitting-Prozess
Im Vorfeld der Messungen werden Grundstückseigentümern, auf deren Gelände Messungen geplant sind, ausführlich informiert und um Betretungsgenehmigung gebeten. Diese Arbeiten sind bereits angelaufen und werden von der Firma IPS (Informations- & Planungsservice GmbH) durchgeführt.
Welchen Nutzen hat die Seismik-Kampagne?
Das Gebiet der GIGA-M 3D-Seismik erstreckt sich über eine Fläche von circa 1.100 Quadratkilometern im Großraum München und umfasst große Teile des Stadtgebietes und viele Gemeinden der Metropolregion. Innerhalb dieses Gebietes wurden in der Vergangenheit bereits mehrere kleinflächige Messungen unternommen. GIGA-M wird nun die Lücken in der Seismik-Abdeckung schließen, so dass die Untergrundverhältnisse in der ganzen Region lückenlos bekannt sind. Zusammen mit dem Projektpartner TUM wird daraus ein zusammenhängendes Computermodell erstellt, das die Einflussbereiche der Geothermiebohrungen möglichst realitätsnah darstellen soll. Auf Basis des Modells soll der weitere Ausbau der umweltfreundlichen Geothermie unabhängig von Kommunal- oder Bergrechtsfeldgrenzen weiter vorgetrieben werden und als Grundlage für die optimierte Planung neuer Bohrungen dienen.
Nähere Informationen zum Projekt sowie eine interaktive Karte des Messgebiets sind online unter giga-m.de/seismik zu finden.