Graßlfing – „Niemand kann eine Symphonie flöten, es braucht ein Orchester, um sie zu spielen“, bediente sich die Obermeisterin der Brucker Friseurinnung, Bettina Zellhuber, eines Zitats des Amerikaners Halford E. Luccock, um den Zusammenhalt der Betriebe in der schwierigen Zeit der Pandemie herauszustellen. Dabei betonte Zellhuber, wie wichtig eine schlagfertige Organisation sei.
So konnten beispielsweise die Schließungen von Friseursalons in den Hotspotregionen verhindert werden, sagte Zellhuber in ihrem Rechenschaftsbericht. „Dank unseres guten Netzwerks und unserer Kontakte zum Landesinnungsverband, zur Berufsgenossenschaft und zu den Politikern.“ Die 2G-Regelung habe den Friseuren allerdings schwer zu schaffen gemacht, meinte sie. „Während wir für einen Teil unserer Kunden damit den Türriegel vorschieben mussten, wurde dadurch der Schwarzarbeit alle Türen geöffnet.“ Als Etappensiege bezeichnete die Obermeisterin aus Olching aber die erkämpfte Rückkehr zu 3G und den Wegfall der Kontaktnachverfolgung. „Momentan könnte man fast sagen, der Friseurbesuch ist sicherer, als der Einkauf im Supermarkt. Die hohen Hygienestandards haben sich bewährt“, appellierte Zellhuber weiter an die Eigenverantwortung der Friseure. „Wir sind noch lange von der Normalität entfernt.“ Um die Betriebe wieder zukunftssicher zu machen, fordert Zellhuber ein Kompensationsprogramm, einen Lastenausgleich zum Aufbau von Liquidität.
So haben die Betriebe aufgrund der aktuellen Lage in Europa mit Lieferengpässen und erhöhtem Wareneinkauf zu kämpfen. Dazu gesellen sich steigende Energie- und Nebenkosten. „Wir werden nicht umhinkommen, die Preise neu zu kalkulieren“, sagte sie und bat die Innungsmitglieder dabei um eine faire und kontrollierte Preiskalkulation. Auch die Nachwuchsgewinnung gestaltete sich während Corona schwierig. Es seien kaum Praktikumsstellen sowie Präsenzveranstaltungen möglich gewesen. Zellhuber bedauerte, dass der diesjährige Berufsinfomarkt ausfiel. In Kooperation mit dem Zentralverband des deutschen Handwerks hat ein Unternehmer die Ausbildungsapp „Get hair“ entwickelt. Damit kann die Friseurausbildung praxisorientiert auch in schwierigen Zeiten durch- und fortgesetzt werden. Ein vierwöchiger kostenloser Test der App sei möglich, so Zellhuber.
Das Handwerk kämpfe mit großen Problemen, ging Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer in seinem Grußwort auf die Materialknappheit, Personalausfall durch Corona, Geschäftsschließungen, hohen Beschaffungspreise und gestiegenen Energiekosten ein. Die Verbände und Innungen unternehmen alles, um sich bei der Politik entsprechend Gehör zu verschaffen. Als positiv stellte Höfelsauer heraus, dass die ukrainischen Flüchtlinge gut ausgebildet seien und dem Arbeitsmarkt sofort zur Verfügung stehen würden. Von einer positiven Entwicklung berichtete der Kreishandwerksmeister bei den fünf Innungungen, denen sich teilweise neue Mitglieder anschlossen. Begeistert zeigte sich Höfelsauer von der Whatsapp-Gruppe der Friseure, der auch er angehört. „Toll, wie ihr euch da untereinander helft“, sagte er.
Zum Abschluss der Frühjahrsversammlung ehrte Zellhuber zunächst Kurt Groß aus Olching mit einer Ehrenurkunde für 25 Jahre Selbständigkeit und anschließend vom Friseurladen Möst aus Germering Erika Möst mit dem Goldenen Meisterbrief, Manfred Möst für 35 Jahre und Manfred Möst Junior für 20 Jahre sowie Alexandra Wechselberger-Möst für 25 Jahre Betriebszugehörigkeit.
(siehe Foto)