Die Olchingerin Dr. Renate Vollertsen und Jacques bei einem Familienausflug an den Ammersee.
ak
Olching - Die Olchingerin Dr. Renate Vollertsen kümmert sich seit September 2013 ehrenamtlich um einen Asylbewerber aus dem Kongo. Ihre Erfahrungen mit der „Patenschaft“ beschreibt die Tierärztin im Ruhestand als bereichernd. Mit ihrem Bericht über die Freundschaft, die sich zwischen ihrer Familie und dem jungen Mann entwickelt hat, möchte sie Menschen zur Begegnung mit Flüchtlingen und einer eventuellen ehrenamtlichen, informellen Patenschaft ermutigen. 
„Es war schon dunkel, als ich im September 2013 auf den Aldi-Parkplatz fuhr und einen Fußgänger bemerkte, der mir höflich ‚Sie haben Vorfahrt’ zuwinkte, so wie ich ihm gleichfalls ‚bitte gehen Sie zuerst’ gewinkt hatte,“ erzählt Dr. Renate Vollertsen, die seit 1980 in Olching lebt und über 25 Jahre lang als Tierärztin in eigener Kleintierpraxis tätig war. „Im Geschäft traf ich ihn dann wieder: mit freundlichem Gesicht, groß und dunkelhäutig. Ich fragte ihn, wo er herkomme und wir kamen ins Gespräch. Dann bat ich um seinen Namen und Handynummer und versprach ihm, mich zu melden. So also sind wir uns zum ersten Mal begegnet: Jacques aus dem Kongo, 30 Jahre jung, und ich, Renate aus Olching, mit amerikanischem Hintergrund und bereits Großmutter.“, so beschreibt Renate Vollertsen die erste Begegnung mit dem Asylbewerber, aus der inzwischen eine Freundschaft geworden ist. „Bei einer Einladung zum Pizzaessen bei Pico lernten wir uns dann besser kennen; anfangs war das nicht so leicht, denn mein Französisch ist mangelhaft, aber Jacques sagte stets ‚kein Problem’. Unsere Freundschaft wuchs durch neuerliche Treffen und großes gegenseitiges Vertrauen und die Verständigung wurde immer besser. Gerne besucht Jacques uns zum Abendbrot, oder wir nehmen ihn mit zu allerlei Gelegenheiten wie Kino, Ausflug, Verein, Familie oder Jahresfeste wie zum Beispiel der 1. Mai.“
Ihre Erfahrung aus der persönlichen Beziehung zu ihrem „Schützling“ fasst die Olchingerin folgendermaßen zusammen: „Ich denke für jeden Menschen ist es wichtig, in ganz persönlichem Kontakt wohlwollend wahrgenommen zu werden. Und mein Gewinn ist die Bereicherung und Weitung meines Lebens durch speziell eben diesen einen netten jungen Mann von einem anderen Kontinent und aus einer anderen Kultur.“  Über den Werdegang des jungen Afrikaners erzählt Renate Vollertsen: „Nach seiner Schulausbildung daheim studierte Jacques Jura, kam aber nun zu uns nach Deutschland und musste in der Flüchtlingsunterkunft in Olching ganz von vorne anfangen: Täglich Deutschkurs in München-Laim und PC- Kurs, mit erfolgreichen Abschlüssen, die er mir stolz zeigte. Nach nur etwas mehr als einem Jahr seines Hierseins bekam er im vergangenen Oktober eine Anstellung im Olchinger Gewerbegebiet bei der Firma Wiegand & Partner. Er kommt gut zurecht mit seiner Arbeit, dem Arbeitgeber und seinen Kollegen. Mit eigenem Konto und Krankenversicherung fehlt ihm nun als nächster Schritt zur Integration noch eine eigene Wohnung - nicht so einfach zu finden. Mit der Fahrschule will Jacques im April beginnen, so geht es Schritt für Schritt voran in eine neue Normalität.“ Abschließend erklärt Renate Vollertsen: „Mit meinen Worten hier möchte ich Ihnen allen Mut machen, ähnliche Wege zu beschreiten gemäß einem Zitat von Martin Buber: ‚Alles wirkliche Leben ist Begegnung’.“
Renate Vollertsen besucht regelmäßig Treffen des Helferkreises Asyl Olching, wo sie ihre Erfahrungen weitergibt. Der Helferkreis Asyl Olching ist ein Zusammenschluss von Olchinger Bürgern, die sich ehrenamtlich um die rund 100 Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten kümmern, die in Olching in zwei Wohnheimen und mehreren dezentralen Wohnungen untergebracht sind. Besonders für Neuankömmlinge sucht der Helferkreis weitere Helfer, die gerne eine informelle Patenschaft für Familien oder Einzelpersonen übernehmen möchten, Deutsch unterrichten können oder sich in anderer Form einbringen möchten. Nähere Informationen zum Mitmachen im Helferkreis finden sich auf der Webseite unter www.helferkreis-asyl-olching.de.
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