
Landkreis – Noch bis Donnerstag, 9. Oktober läuft die öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres 2026, ausgelobt von NABU und LBV. Unter den fünf gefiederten Kandidaten liegt dem LBV Fürstenfeldbruck besonders die Schleiereule am Herzen. Das hängt nicht nur mit ihrem herzförmigen Gesicht zusammen. Vielmehr verbindet die Kreisgruppe mit der Schleiereule ein langjähriges und erfolgreiches Artenschutzprojekt. Denn der sehr selten gewordene Großvogel findet im Landkreis fast nur noch in den Nistkästen des LBV einen geeigneten Platz zum Brüten.
Steckbrief zur Schleiereule (Tyto alba)
- Größe: ca. 35 cm
- Flügelspannweite: ca. 90 cm
- Nahrung: v.a. Mäuse
- Brut: brütet in Feldscheunen und Kirchtürmen
- Typisches Merkmal: fliegt auf der Jagd wenige Meter über dem Boden, dank ihrer Federstruktur nahezu lautlos
- Ruf: schrilles „Shriii“ (Weibchen „schnurrt“)
- Vorkommen: ganzjährig nachts beobachtbar
Durch ihren Einsatz können sich die LBV-Aktiven der AG Großnistkästen jedes Jahr im Schnitt über vier bis sechs erfolgreiche Bruten der hellen Eule freuen. Für die Schleiereule sowie für die anderen vier Kandidaten zum Vogel des Jahres 2026, Amsel, Rebhuhn, Waldohreule und Zwergtaucher, kann bis 9. Oktober, 11 Uhr, unter www.vogeldesjahres.de abgestimmt werden.
Bereits vor mehr als 40 Jahren verzeichneten Dohlen, Turmfalken und Schleiereulen einen starken Bestandsrückgang im Landkreis. Als Kulturfolger des Menschen brüteten sie in offenen Dachstühlen von Scheunen und Kirchtürmen. Durch Sanierung und Verschluss von Einfluglöchern mit Taubenschutzgittern gingen jedoch zahlreiche Nistplätze verloren.
Artenschutz im Kasten – Helfer gesucht
Seit Beginn der 90er Jahre hat der LBV FFB deshalb mehr als 150 sogenannte Großnistkästen in Kirchtürmen und an Scheunen aufgehängt, unterstützt von Kirchenämtern und landwirtschaftlichen Betrieben. Die Kästen werden von Mitgliedern der „Arbeitsgruppe Großnistkästen“ während der Brutsaison auf den Bruterfolg kontrolliert, im Herbst gereinigt und bei Bedarf instandgesetzt. Der Erfolg spricht für sich: Bis heute sind jeweils etwa 2.000 Turmfalken und Dohlen sowie 200 Schleiereulen in den Bruthilfen groß geworden. Die außergewöhnlichste Kinderstube ist dabei ein Kasten im ehemaligen Trafohäuschen in Mittelstetten, den sowohl Turmfalken als auch Schleiereulen nutzen. Sieben Schleiereulenküken waren es dort in diesem Jahr. Derzeit hat die AG fast 30 Mitglieder, weitere Helfende für die vielen Kästen, vor allem aus dem westlichen Landkreis, sind aber jederzeit willkommen. Wer Interesse hat, in die AG Großnistkästen hineinzuschnuppern oder mitzuhelfen, kann sich per E-Mail an fuerstenfeldbruck@lbv.de wenden.
Herzenskandidat Schleiereule
Passend zu diesem Artenschutzprojekt geht die Schleiereule mit dem Wahlspruch „Gib mir dein Dach!“ ins Rennen um den Titel „Vogel des Jahres 2026“. Der LBV Fürstenfeldbruck und vor allem die Aktiven der AG Großnistkästen hoffen auf den Erfolg ihres Wunschkandidaten. AG-Koordinatorin Luise Merkert spricht dabei vielen aus dem Herzen: „Die Schleiereule ist aus mehreren Gründen einer meiner absoluten Lieblingsvögel. Ihre Fähigkeit, beinahe lautlos fliegen zu können, und ihr markantes Aussehen haben mich von Anfang an zum Fan gemacht. Auch ihr Ruf ist einzigartig, auch wenn ihn manche Leute etwas gruselig finden mögen. Leider hat es die Schleiereule immer schwerer in der heutigen Zeit, beispielsweise aufgrund der Modernisierung von Gebäuden und dem sinkenden Nahrungsangebot. Deshalb ist es umso wichtiger, diese wunderschönen Vögel zu schützen.“
Natalia Zudina, die neben der Koordination auch die Datenbank der AG Großnistkästen betreut, fasziniert nicht nur das märchenhafte Aussehen der Schleiereule, und ergänzt: „Im Gegensatz zu anderen Eulenarten kann sie bis zu zwei Mal im Jahr brüten. Besonders beeindruckend ist die sogenannte Schachtelbrut: Während das Männchen die Jungen der ersten Brut in einem Kasten füttert, sitzt das Weibchen schon im nächsten Kasten auf den neuen Eiern. Die Schleiereule ist eine unserer effizientesten Mäusejägerinnen. Eine einzige Schleiereulen-Familie kann pro Nacht bis zu 15 Mäuse vertilgen, reguliert so die Population auf ganz natürliche Weise und leistet damit einen unschätzbaren Dienst für die Landwirtschaft. Es ist ein großartiges Gefühl zu sehen, wie sich die Schleiereule dank der Zusammenarbeit unserer AG und vieler Landwirte im Landkreis, die uns ihre Scheunen für Nistkästen zur Verfügung stellen, wieder ausbreitet.“