
Landkreis – Weltweit werden zu viele, oftmals unnötige, beziehungsweise auch die falschen Antibiotika zur Therapie von diversen Erkrankungen eingesetzt. Dies hat zur problematischen Entwicklung von Resistenzen geführt, sodass häufig nicht mehr ausreichend therapiert werden kann. Aus dieser Erfahrung heraus hat sich in Fürstenfeldbruck eine neue Expertengruppe unter dem Namen BARI (Brucker Antibiotika Resistenz Initiative) zusammengefunden, die aus Klinikärzten und niedergelassenen Kollegen, aus Vertretern des Gesundheitsamtes und des Ärztlichen Kreisverbandes sowie aus Landkreis-Apothekern und Mikrobiologie-Spezialisten besteht. Sie luden am 18. November, dem Europäischen Antibiotikatag, zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion im Landratsamt ein, zum Thema „Weniger Resistenzen durch umsichtigen Antibiotikaeinsatz“.
Landrat Thomas Karmasin, der die Schirmherrschaft für BARI übernommen hat, sagte, er freue sich über dieses engagierte Projekt in unserem Landkreis. Schon Sir Alexander Fleming, der schottische Mediziner und Bakteriologe, der 1945 den Nobelpreis für die Entdeckung des Penicillins bekam, habe das Problem zunehmender Resistenzen der Bakterien erkannt, was heutzutage „keine Zukunftsvision mehr, sondern bedrohliche Realität“ sei, konstatierte Karmasin. Dass bei gewissen bakteriell verursachten Erkrankungen Antibiotika weiterhin zum Einsatz kommen müssen, ist sich das BARI-Team allerdings einig. Für Ärzte sei es jedoch nicht immer ganz einfach, sofort zu erkennen, ob es sich um eine bakterielle oder virale Erkrankung handle – bei letzterer sind Antibiotika gänzlich unwirksam –, referierte Dr. Florian Weis, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Anästhesie am Brucker Klinikum. Zudem würden viele Patienten vom Arzt eine schnelle Verschreibung von Antibiotika einfordern, wenn sie bei einer Infektion zügig wieder fit oder arbeitsfähig werden wollen. 85 % der Antibiotika werden ambulant verschrieben, daher liegt den BARI-Experten eine informative Vernetzung mit den Hausärzten besonders am Herzen.
Demzufolge können sich die Arztkollegen auf der Website www.bari-ffb.de durch eine praxisnahe Leitlinie einen gezielten Überblick verschaffen. Es geht dabei um die korrekte Indikation, um die spezifische Auswahl (welches Antibiotikum im Bedarfsfall das richtige ist), um die sinnvolle, möglichst kurze Therapiedauer und um eine gute Patientenaufklärung. In einem speziell entworfenen Antibiotikapass – ähnlich einem Impfpass – können Ärzte und Apotheker im Landkreis künftig die Antibiotikatherapien eines Patienten eintragen. So behalten die Behandler und ihre Patienten einen Überblick über die verwendeten Antibiotika. Die kostenlosen Pässe liegen demnächst in allen Landkreis-Apotheken und bei den teilnehmenden Ärzten aus. red