Germering - Gesponsort vom Lions Club Germering radeln auch 2022 wieder fünf Radler aus Germering und Umgebung für eine Spende an die Namaste-Stiftung in Gilching non-stop an den Gardasee. Weitere Unterstützer sind die Firmen Scientiqs und MINcom. Insgesamt kommen so ca. 3.000 Euro für Hilfsprojekte in Nepal zusammen.
Schon wenige Kilometer nach dem Start um halb drei Uhr am Morgen hemmt eine erste Reifenpanne das Vorwärtskommen. Bei trübem Laternenlicht und nassen Reifen besteht die erste Herausforderung darin, einen Ersatz High-Tech Schlauch in die Carbonfelge zu verbringen, ohne diesen gleich wieder zu zerstören. Es gelingt und die Fahrt geht weiter über Egling nach Bad Tölz. In diesem Jahr nicht an der Isar entlang, da es in der Nacht noch geregnet hatte und die nassen Wege am Fluss entlang unangenehm zu befahren sind.
In den beiden Vorjahren waren um diese frühmorgendliche Uhrzeit Coronabedingt kaum Fahrzeuge auf der Straße – dieses Jahr herrscht trotz hoher Benzinpreise schon wieder reger nächtlicher Reiseverkehr Richtung Süden. Am Sylvensteinspeicher vorbei Richtung Achensee sind schon viele Autofahrer unterwegs, die den dichten Verkehr unter Tags vermeiden wollen – und sich sicherlich über die beleuchtete Radlertruppe wundern. Durch das Inntal versuchen wir dieses Jahr den Radweg statt der stark befahrenen Bundestraße und stellen fest, dass dieser bis Innsbruck inzwischen gut ausgebaut und zügig zu befahren ist. Tatsächlich auch für eilige Rennräder die bessere Alternative – sicherer und durch schöne Landschaften.
Die alte Römerstraße, die als pittoreske und ruhige Route an der Westseite des Wipptals entlang bis Matrei führt und damit für Radler eine perfekte Alternative zur Bundestraße darstellt, ist am heutigen Tag für Durchgangsverkehr gesperrt. Nur Anlieger – und natürlich Radler – dürfen die Polizeikontrolle in der Nähe von Adrans passieren. Ärgerlich für die Motorradfahrer aber super für uns, dass diese Maßnahme der Polizei den Verkehr auf der kleinen Straße stark reduziert.
Leider hat das kleine Cafe in Matrei, das uns in den Vorjahren zuverlässig verpflegt hatte, offensichtlich die Corona-Maßnahmen nicht überlebt und so füllen wir nur an dem Brunnen davor die Trinkflaschen auf. Die Strecke von Matrei bis zum Brennerpass ist jedes Mal unangenehm zu befahren. Viel Verkehr und oftmals enge Straßen lassen nur wenig Platz zwischen überholenden Fahrzeugen und dem linken Lenkerende. Der im Bau befindliche Brennerbasistunnel ist sicher eine gute Sache – ein Radweg von Innsbruck zum Brenner wäre aber auch nicht schlecht und für einen Bruchteil des Budgets zu haben. Am Brennerpass herrscht heute Hochbetrieb und wegen der vielen Autotouristen sind die Lokale überfüllt. Wir rollen also gleich weiter und rasten erst in Sterzing länger.
Nach 200 Kilometern wollen die müden Beine nach dem Aufsteigen zunächst nicht mehr richtig funktionieren und benötigen einige Kilometer um wieder Druck aufs Pedal zu erzeugen. Bis Brixen bleiben wir auf der schnellen Staatsstraße – diese Kilometer fliegen dahin. Von Brixen bis Bozen verläuft dann ein toller Radweg, teilweise auf den alten Eisenbahnschienen, der von vielen Radausflüglern der Umgebung intensiv genutzt wird. Sicher ein Highlight der Tour.
Ab Bozen beginnt der Abschnitt der Reise, der bis Trento eine besondere mentale Stärke notwendig macht. Die Sonne steht noch hoch, Schatten ist rar und der beständige Gegenwind auf den eintönig langen Geraden zermürbt. Das Wasser aus den Trinkflaschen schmeckt nach Plastik und ist trotz dauerndem Nachfüllen immer gleich wieder lauwarm. Die Rast in der Nähe von Mezzocorona ist dann dringend notwendig, um schmerzende Handgelenke, steife Nacken und wehes Gesäß auszuruhen. Ein guter Tipp auf langen Strecken: Bei jeder Rast die Schuhe ausziehen und den Füßen Erholung gönnen.
Nach Trento wird es kühler und die 30 Kilometer bis Rovereto machen dann doch wieder Vergnügen, besonders, da eine Bar mit gutem Bier am Weg liegt – kurz vor dem Ziel ist das erlaubt.
Nach dieser letzten motivierenden Rast vor dem kleinen Anstieg zum Passo San Giovanni eröffnet sich in Nago der - immer wieder - atemberaubende Blick auf den nächtlichen Gardasee. Nur noch eine rauschende Abfahrt trennt uns vom Ziel und der verdienten Pizza in Torbole. Es war wieder ein unglaublicher Tag.