Germering – Deutschlandweit haben die Finanzkontrollen zur Eindämmung von Schwarzarbeit zwar schon einige Erfolge gebracht, berichtete Friseur-Obermeisterin Bettina Zellhuber bei der Herbstversammlung im Restaurant „Greek-House“ in Germering, aber die sogenannten Barbershops sind dem Landesinnungsverband weiter ein Dorn im Auge. Verstöße gegen den Mindestlohn, fehlende Aufenthaltsgenehmigungen, nicht abgeführte Sozialversicherungsbeiträge, fehlende Eintragung in die Handwerksrolle sind nur einige der gravierenden Verfehlungen. Auch die Gewerbeaufsicht hat Mängel am Arbeitsschutz, Brandschutz und fehlende Kennzeichnung von Fluchtwegen festgestellt. Lobend hob Zellhuber im Gegensatz dazu hervor, dass im Bereich der Hygiene die Innungsbetriebe vorbildlich arbeiten.
Um den Friseurnachwuchs braucht sich das Handwerk derzeit keine Sorgen machen. An der Brucker Berufsschule gebe es eine große und kleine Klasse mit insgesamt 48 Schülern, informierte die Prüfungsausschuss-Vorsitzende Ada Bitschnat-Jaschinski. „Damit haben wir nicht gerechnet. Es geht aufwärts“, so Bitschnat-Jaschinski. Allerdings stehe man vor der großen Herausforderung, dass circa 15 Schüler wenig bis gar kein deutsch sprechen. Die Lehrkräfte stoßen an ihre Grenzen. Deswegen wurde ein Treffen mit der Schulleitung, Vertretern der Handwerkskammer, der Arbeitsagentur, den Innungsobermeistern der vier Landkreise, der Jugendsozialarbeit und der Ausbilder vereinbart, um zu beraten, was man noch für Unterstützungsmöglichkeiten anbieten könne.
Ab 2025 müssen die Friseurbetriebe elektronische Rechnungen (E-Rechnung) empfangen können. Den Betrieben wird eine Übergangsfrist bis 2028 eingeräumt. Zellhuber wies daraufhin, dass pdf-Rechnungen keine E-Rechnungen sind, sondern nur die, die der europäischen Norm (EN) 6931 entsprechen. Dazu benötige man online-Tools. In diesem Zusammenhang erinnerte Zellhuber an die ordnungsgemäße Aufbewahrungszeit, die auch für einen Datenzugriff zehn Jahre lang garantiert sein muss.
Durch das vorzeitige Ausscheiden der stellvertretenden Obermeisterin Katharina Hindl und eines weiteren Vorstandsmitglieds wurden Nachwahlen notwendig. Zur stellvertretenden Obermeisterin wurde Monika Huber gewählt, die seit neun Jahren einen Friseurladen in Maisach betreibt, und als weiteres Vorstandsstandmitglied Sarah Stemmer aus Puchheim.
Das Handwerk gewinne wieder an Bedeutung in der Gesellschaft, sagte Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer bei seinem Grußwort. Allerdings schaffe der ständige Streit der Ampelregierung um die Wirtschaftskompetenz eine große Unsicherheit bei den Betrieben und Bürgern. Geraten die großen Unternehmen, wie beispielsweise VW in Schieflage, erfolgt ein großer Aufschrei, aber dass viele kleine Betriebe sterben, kümmert keinen. „Da ein Bäcker, dort ein Metzger, eine Autowerkstatt oder ein Friseur“, so Höfelsauer, „die kleinen sterben leise.“
Die Lage im Handwerk hat sich im Herbst weiter eingetrübt. Es gebe kaum Investitionen, die Industrie schwächelt und der private Konsum sei zu schwach, um der Wirtschaft die entsprechenden Impulse zu geben. Als einzigen Lichtblick bezeichnete Höfelsauer die Entwicklung der Inflation. „Die ist wieder unter zwei Prozent gesunken. Das nimmt den Betrieben zumindest den Preisdruck.“ Aber auch die digitale Krankschreibung bereite den Betrieben Sorgen. Heuer habe der Krankenstand einen Höchststand erreicht.
Im Hinblick auf sein Ausscheiden als Kreishandwerksmeister bei den Neuwahlen am 19. November im Hotel Post dankte Höfelsauer der designierten Nachfolgerin, Friseur-Obermeisterin Bettina Zellhuber, für ihre Bereitschaft und wünschte der mit 64 Mitgliedsbetrieben stärksten Innung unter den fünf Brucker Innungen alles Gute für die Zukunft.
Dieter Metzler