
Sie hatten die Kälte unterschätzt: Das erste, was sie beim Shoppen in der Münchner Innenstadt kauften, waren Pullis, Mützen, Handschuhe, warme Stiefel. Seit dieser Aufrüstung fühlten sich die Austauschschüler, die von der Fachschaft Spanisch betreut wurden, jedoch sehr wohl. An das deutsche distanzierte Händeschütteln mussten sich zwar erst gewöhnen, doch dann fanden sie es leicht, sich in den Gastfamilien einzugewöhnen und am Gröbenzeller Gymnasium neue Freunde zu finden. Es machte ihnen nichts aus, dass die Menschen in unserem kalten Land im Norden leiser und etwas verschlossener sind als in Spaniens Sonne und weniger „auf der Straße unterwegs“. Dafür hat man hierzulande „immer einen Plan für alles“. Für das Radfahren bei Regen und niedrigen Temperaturen allerdings konnten sich die Besucher aus dem Süden nicht begeistern, auch wenn es die Umwelt schont. Dann lieber einen Ausflug in die Erdinger Therme machen, da ist es auch im Winter schön warm. Die frühe Dunkelheit des Nordens machte ihnen allerdings zu schaffen: In Sevilla geht die Sonne momentan zwei Stunden später unter.
Während des Unterrichts am Gymnasium fiel ihnen auf, dass es im deutschen Klassenzimmer leiser zugeht als daheim, dafür ist in Spanien das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern familiärer, lockerer. Vielleicht liegt das ja auch daran, dass die Schule in Sevilla wesentlich kleiner ist und „man alle kennt“. Trotzdem lernten die Schüler viel Deutsch während ihres Aufenthalts, weil sie sich trauten, viel zu sprechen. Mittlerweile träumen sie sogar manchmal auf Deutsch.
Jetzt freuen sie sich auf die Weihnachtstage, die sie schon wieder daheim in Spanien verbringen werden. Was nehmen sie als Geschenke mit? Die Daheimgebliebenen sollen typisch deutsche, besser gesagt bayerische Dinge bekommen: einen Adventskalender, einen Schal von Bayern München, ein T-Shirt mit München-Print und Lakritze – auch wenn die in Bayern ja eigentlich „Bärendreck“ heißen und nicht sonderlich beliebt sind. Den Spaniern schmecken sie.