Moderne Gesellschaftskritik in Gröbenzell
ak
Gröbenzell – Als „Sammelpunkt für alle möglichen Unzulänglichkeiten“ beschrieb Nikolaj Gogol einst seine Komödie „Der Revisor“, welche die 8. Klasse der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell an drei Abenden vom 19.–21. Mai 2015 aufgeführt hat. Perfekt inszeniert von Kirsi Talvela und hinreißend gespielt von den Schülerinnen und Schülern konnten die Zuschauer erleben, dass das Stück aus dem Jahre 1835 nichts an Aktualität verloren hat.
Die Nachricht von der Ankunft eines verdeckt ermittelnden Revisors versetzt ein kleines Dorf in Russland in helle Aufregung. Der korrupte Stadthauptmann und seine faulen und bestechlichen Beamten samt Ehefrauen fürchten, verraten und bestraft zu werden. Dies macht sich ein dreister Betrüger zu nutze, indem er die feine Gesellschaft nach Herzenslust an der Nase herumführt und ausnimmt. Am Ende haben die feinen Bürger viel Geld, der Stadthauptmann aber darüber hinaus auch noch sein Gesicht verloren.
Die drei Abendvorstellungen sind das Produkt der einjährigen, intensiven Theaterarbeit, die jede 8. Klasse an der Rudolf-Steiner-Schule durchläuft. Unter der Leitung der erfahrenen Theaterpädagogin Kirsi Talvela, die auch für die Inszenierung des Stücks verantwortlich zeichnete, setzten sich die Schülerinnen und Schüler monatelang mit ihrem Theaterstück auseinander, probten, spielten und verwuchsen so mit ihren Rollen, dass sie auf der Bühne kaum wieder zu erkennen waren. Zwar ist es am Ende das Theaterstück, das auf die Bühne kommt, wer jedoch dieses Jahr durchlaufen hat, der weiß, dass es um mehr geht als die Aufführung. Die intensive Theaterarbeit trägt zur Entwicklung der Jugendlichen bei und stärkt sie in dem was sie tun. Dabei ist jeder wichtig, auch die vermeintlich kleineren Rollen sind ein Teil des Ganzen, getreu dem Motto von Kirsi Talvela: „Es gibt keine kleinen Rollen. Es gibt nur kleine Schauspieler.“ 
Oskar Zerbe als korrupter Stadthauptmann Anton Antonowitsch und Rebecca Meißner als seine zänkische Gattin Anna Andrejewna überzeugten mit ihrer text- und schauspielerischen Leistung ebenso wie Lorenz Möller als gerissener Betrüger Chlestakow. Alica Tröger spielte des Stadthauptmanns Töchterchen Marja, das am Ende gar den Hochstapler heiraten soll, mit feiner Situationskomik. Auch die vielen weiteren Rollen waren gut besetzt und wurden von den Schülerinnen und Schülern mit Bravour gespielt.
Wer das Stück von Gogol kennt, dem werden einige Änderungen aufgefallen sein. So hat Till von Grotthuss, Klassenlehrer an der Rudolf-Steiner-Schule, die Komödie für die 37 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse modifiziert. Beispielsweise mussten zu den bestehenden drei Frauenrollen noch etliche weitere in das Stück geschrieben werden und auch die Sprache wurde etwas moderner gestaltet. Der Inhalt – Bestechung, Amtsanmaßung und Vetternwirtschaft – ist so aktuell wie eh und je und so ist das Stück auch heute noch als moderne Gesellschaftskritik zu verstehen.
Text: Konstantin Kretschmer, Bild: Annalena Jall
Kategorie

Das könnte Sie auch interessieren

Germering – Die Freiwillige Feuerwehr Germering hat nach über vier Jahren intensiver Planung und Vorbereitung offiziell ihre neue Drehleiter in Empfang genommen. Die Auslieferung verzögerte sich aufgrund von Produktionsproblemen erheblich. Umso erfreulicher ist es nun, dass das moderne Hubrettungsgerät endlich zur Verfügung steht.

Fürstenfeldbruck – Die Stadt hat mit der Einführung von Carsharing einen weiteren Schritt hin zu umweltfreundlicher Mobilität gemacht. Damit gibt es nun eine flexible Alternative zum privaten Pkw, ideal für Ausflüge oder Großeinkäufe. Zugleich soll das Angebot den Parkdruck verringern und den Umweltverbund (ÖPNV, Rad, Carsharing) stärken.

Gilching - Gottfried Krischke ist tot. Der ehemalige Geschäftsstellenleiter der Gemeinde Gilching (1953 bis 2003) und langjährige Geschäftsführer des Zweckverbandes weiterführender Schulen (1972 bis 2003) starb überraschend für Familie und Freunde im Alter von 87 Jahren. Beerdigt wird Gottfried Krischke am Freitag, 26. September, im Friedhof St.

Germering – Vor den Sommerferien fand für 50 Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe des Max-Born-Gymnasiums in Germering die Veranstaltung „Schultour Demenz“ statt. Dieses Projekt ist eine bayernweite Aufklärungskampagne, die Schüler für das Thema Demenz sensibilisieren soll.

Landkreis – Anfang September starteten über 20 Auszubildende, duale Studenten sowie Beamtenanwärter im Landratsamt Fürstenfeldbruck. Diese Zahl stellt einen neuen Rekord in dessen Geschichte als Ausbildungsbehörde dar und zeigt, wie viel Wert man auf die Entwicklung von Fachkräften legt.

Gilching - Gilching im Westen des Fünfseenlands ist nicht nur für internationale Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrtbranche bekannt, sondern auch für starke Persönlichkeiten, die sich konsequent für den Erhalt der Erde einsetzen.

Fürstenfeldbruck – Rund 340 männliche und weibliche Offizieranwärter des 124. Lehrgangs für Offizieranwärter des Truppendienstes wurden im Beisein von rund 900 Freunden und Familienangehörigen mit einem Appell verabschiedet.

Viel Neues im Wald: den Erlebnispfad entdecken