Sie ist in Gilching eine der letzten Zeitzeugen, die auf hundert Jahre Leben zurückblicken können. Am 7. Februar 1924 in Uffing am Staffelsee geboren machte Anni Simon eine ungewöhnliche Karriere.
Anni Simon feierte ihren 100. Geburtstag
Leni Lehmann

Gilching – Sie ist in Gilching eine der letzten Zeitzeugen, die auf hundert Jahre Leben zurückblicken können. Am 7. Februar 1924 in Uffing am Staffelsee geboren machte Anni Simon eine ungewöhnliche Karriere. Mehr im Kleinen, doch überregional hat sie sich als „Klöppelmeisterin“ einen Namen gemacht. Normal für sie, ihren Hundertsten gleich drei Mal zu feiern.

Radelt Anni Simon Richtung Germering vorbei, winkt sie meist kurz ab, was so viel bedeutet, wie „keine Zeit“. Dann kann es schon vorkommen, dass man sie anschließend beim Dehner im Nachbarort trifft, wo sie nach Pflanzen für ihren gepflegten Garten Ausschau hält. Nein, ein Gärtner ist hier nicht am Werk. Und auch ihr gemütliches Häuschen wird, wie schon der Garten, von Anni Simon persönlich auf Vordermann gebracht. „Warum soll ich mir helfen lassen, wenn ich selbst noch alles erledigen kann. Und wenn ich nicht mehr Radl fahren kann, dann schiebe ich es halt“, frotzelt sie. Ihren runden Geburtstag feierte Anni Simon drei Tage lang. Erst mit Familie, dann mit 60 Wanderfreunden im Lokal und zuletzt mit engeren Freunden gemütlich im Schlögl-Hof. 

Und wie kam die gebürtige Uffingerin nach Gilching? Anni Simon lacht. Nicht etwa ausschließlich der Liebe wegen, sondern um 1942 herum habe es eine so genannte Wohnraumbewirtschaftung gegeben, erklärte sie. „Die Eltern meines künftigen Mannes Johann aber hatten in Gilching ein Häuschen. Das Erdgeschoss war vermietet, Johann wohnte im ersten Stock alleine. Deshalb bestand Gefahr, dass ein Teil der Wohnung zwangsbelegt wird.“ Da sei ihr Künftiger, der 15 Jahre älter war als sie und als Eisenbahner oft in Uffing Dienst tat, auf die Idee gekommen, die damals 18Jährige hübsche Bahnfahrerin zu fragen, ob sie seine Frau werden wolle. 1942 wurde geheiratet, ein Jahr später fand der Einzug ins Gilchinger Häuschen statt. Die Zwangseinweisung fremder Menschen war vom Tisch.

Vier Jahre später wurde dann Johann Simon bei der ersten demokratischen Wahl nach dem zweiten Weltkrieg zum Bürgermeister gewählt. Anni Simon hat sich um Sohn Hans und den Haushalt gekümmert, ihre restliche Zeit aber mit Handarbeiten verbracht. „Stricken konnte ich schon von Kindesbeinen an. Mein Onkel hatte ein Wollgeschäft in Murnau und so mussten wir Kinder von klein auf Socken stricken. Nur die Fersen hat unsere Mama übernommen.“ Als Anni Simon dann zufällig beim Bummel in München eine alte Frau sah, die „fantastische Klöppelarbeiten“ anfertigte, stand für sie fest, sich diese Kunst anzueignen. Seither fertigt sie übers Jahr für den Adventmarkt der Pfarrgemeinde St. Sebastian einzigartige Kunstwerke als Unikate. „Die Nachfrage ist groß. Die Leute rufen oft von weit her an und fragen uns, ob es auch wieder Klöppelarbeiten von der Anni gibt“, ergänzt Annemarie Frisch, Mitorganisatorin des Basars. Im Vorjahr gingen über den Verkauf an Anni Simons Tisch übrigens rund 2300 Euro ein. Davon hat die heute 100Jährige 2100 Euro für soziale Zwecke gespendet. LeLe

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