Eine Zwischenbilanz zur Entwicklung der Corona-Pandemie stellten in der Kreisbehörde vor: Landrat Thomas Karmasin gemeinsam mit dem Vorstand des Klinikums Fürstenfeldbruck Alfons Groitl, dem Ärztlichen Direktor PD Dr. med. Florian Weis sowie dem Pflegedirektor Wilhelm Huber.
Zogen ein Zwischenfazit über die Bewältigung der Corona-Krise in der Brucker Kreisklinik, von links: Pflegedirektor Wilhelm Huber, Ärztlicher Direktor PD Dr. med. Florian Weis, Vorstand Alfons Groitl und Landrat Thomas Karmasin.
Susanne

Landkreis – Eine Zwischenbilanz zur Entwicklung der Corona-Pandemie stellten in der Kreisbehörde vor: Landrat Thomas Karmasin gemeinsam mit dem Vorstand des Klinikums Fürstenfeldbruck Alfons Groitl, dem Ärztlichen Direktor PD Dr. med. Florian Weis sowie dem Pflegedirektor Wilhelm Huber. Das gesamte medizinische Personal und der Verwaltungsapparat waren extrem gefordert, um diese noch nie dagewesene Ausnahmesituation bewältigen zu können.

Derzeit (Stand 7. Juli) befinden sich keine mit dem Corona-Virus infizierten Patienten in der Kreisklinik Fürstenfeldbruck in Behandlung. Seit rund vier Monaten mussten viele Abläufe verändert und immer wieder angepasst werden und neue Erkenntnisse miteingeflochten werden. Für alle Patienten, die in dieser Phase aufgenommen wurden, und für das medizinische Personal musste ein sicherer Betrieb gewährleistet werden. Die Infektionskurve hat sich zwar abgeflacht, dennoch warnt man davor, das Virus sei schon besiegt. Chefarzt Dr. Weis verglich den Pandemie-Verlauf weniger mit einer zweiten Welle rund um den Globus, als vielmehr mit einem langen Fluss mit vielen Seitenästen, der sich seinen Weg bahne. Landrat Karmasin appellierte in diesem Zusammenhang an das weitere Tragen von Mund-Nasen-Schutz.

Die meisten Fälle waren zwischen Ende März und Ende April zu verzeichnen. Anfang April mussten gleichzeitig 33 COVID-Patienten stationär betreut werden, was alle vor große Herausforderungen stellte. Zwischen 13. März und 30. Juni wurden insgesamt 96 Patienten mit COVID-19-Erkrankung stationär behandelt. 17 davon, also 17,7 %, mussten auf der Intensivstation versorgt werden. 16 erlagen der Krankheit. Diese Zahlen decken sich mit der globalen Epidemiologie der Erkrankung, demzufolge ca. 12 bis 20 % der positiv getesteten Patienten stationär behandelt werden müssen (in Fürstenfeldbruck 10,4 % bei 923 positiv getesteten Personen im Landkreis, Stand 30. Juni). Von diesen benötigen ca. 25 % eine Intensivtherapie (bei uns ca. 18 %). Die Sterblichkeit der Intensivpatienten mit COVID-19 Erkrankung ist weltweit von über 50 % auf 41 % gefallen. Die Sterblichkeit der Intensivpatienten in Fürstenfeldbruck betrug 41 %. Die unter Intensivtherapie verstorbenen Patienten hatten ein mittleres Alter von 77 Jahren und wiesen durchschnittlich vier relevante Vorerkrankungen auf, was sich wiederum mit den Zahlen der Literatur deckt.

Vielfältige Maßnahmen

Glücklicherweise sei es nie zu relevanten Engpässen gekommen, sodass die Klinik über den gesamten Zeitraum hinweg alle Patienten bestmöglich versorgen konnte. Dies sei unter anderem mit folgenden Maßnahmen gelungen: Zu Beginn durften nur noch Notfälle behandelt werden, planbare Eingriffe wurden abgesagt und bis auf weiteres verschoben. Die Kapazitäten im Bereich der Intensivstation, der Zentralen Notaufnahme und der Isolierstationen wurden durch Personal aus dem OP- und Anästhesiebereich verstärkt. COVID-19-Fälle und Verdachtsfälle wurden von den Notfallpatienten getrennt versorgt und untergebracht. Außerdem stellte man vor der Notaufnahme einen Sanitäts-Container und ein beheizbares Zelt auf, in dem Personen, die aufgenommen werden sollten, ein erstes Screening (eine sogenannte „Vortriage“) durchliefen. Ziel war eine schnelle und effektive Patientenlenkung. Dieses Zelt war von 27. März bis 26. Juni in Betrieb.

Um Infektionen beim Personal zu vermeiden, wurde dieses – getrennt nach Berufsgruppen – speziell betreut, geschult und überprüft. Dafür wurden unter anderem Videos über das hausinterne Intranet zur Verfügung gestellt. Die Ausstattung mit Schutzkleidung und Masken sei insbesondere in der Anfangsphase eine Herausforderung gewesen, allerdings habe es nie einen wirklichen Mangel gegeben, nicht zuletzt und dankenswerterweise mit der Unterstützung der Bevölkerung. Nun wird die Vorratshaltung von Schutzkleidung, notwendigen Medikamenten und Medizinprodukten täglich überwacht und die Ausgabe zentral gesteuert. Ein Corona-Krisenstab, der sich täglich getroffen hat, wurde gegründet. Die neuen Regelungen für Besuche erfordern vom Personal deutliche Mehrarbeit, da alle Besucher dokumentiert und untersucht werden müssen. Zudem wurde ein Sicherheitsdienst am Haupteingang und am Eingang zur Zentralen Notaufnahme eingesetzt, um die Vorgaben zu kontrollieren und durchzusetzen.

Dank aller eingeleiteten Maßnahmen habe man die Infektionszahlen beim Klinik-Personal gering halten können. Insgesamt steckten sich 18 Mitarbeiter an; einer hatte sich nachweislich im privaten Umfeld infiziert. Von den insgesamt 19 Kollegen wurden 18 ambulant behandelt; eine Person musste stationär versorgt werden. Inzwischen sind wieder alle gesund. Im Rahmen des Screeningprogramms für Kontaktpersonen wurden 391 Mitarbeitende getestet und überwacht.

Die „neue Normalität“

Nach den Vorgabe-Lockerungen befindet sich laut Klinikvorstand Groitl die Klinik, die eine „Zäsur“ erlebt habe, nun auf dem Weg zu einer „neuen Normalität“ – es müsse jedoch immer noch mit COVID-19-Patienten gerechnet werden. Daher wird bei allen Patienten, die einer stationären Behandlung bedürfen, vor der Aufnahme mit einem standardisierten Fragebogen und durch Temperaturmessung das Risiko für eine COVID-19-Erkrankung evaluiert. Zusätzlich wird ein Abstrich auf SARS-CoV-2 abgenommen.

Die Klinik sei durch ihr Hygiene- und Schutzkonzept sehr gut aufgestellt. Mit großem Aufwand könne man wieder einen nahezu normalen Klinikbetrieb unter möglichst sicheren Bedingungen für Patienten und Mitarbeiter gewährleisten. Aufgeschobene Behandlungen und Operationen können nun sukzessive nachgeholt werden. Auch Vorsorgetermine jeglicher Art sind erneut möglich.

Wirtschaftliche Auswirkungen

In den letzten Monaten mussten vor allem Stationen leergeräumt und Intensivkapazitäten geschaffen werden. Es durften nur noch medizinische Notfälle behandelt werden. Dies hat dazu geführt, dass in den letzten drei Monaten viele Betten leer geblieben sind und sich auch viele Patienten mit schwereren Erkrankungen erst jetzt wieder einfinden würden. Die Entwicklung bringe insgesamt mehr Kosten als Erlöse. Ein ausgeglichenes Resultat für das Wirtschaftsjahr 2020 könne daher nicht erwartet werden.    

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