Vor einem Jahr wurde mit der Renaturierung des Gilchinger Wildmooses begonnen, nun steht die Maßnahme vor ihrem Abschluss. Bis Ende Februar werden in bestehende Seitengräben des Gilchinger Wildmooses über 80 Torfdämme eingebaut. Damit wurden dann insgesamt rund 110 Dämme aus Nadelholz verbaut. Das Gilchinger Wildmoos zeichnet sich durch eine einzigartige Vegetation aus.
Eine Delegation rund um Landrat Stefan Frey machten sich persönlich ein Bild von den Arbeiten im Moor.
Landratsamt Starnberg

Gilching - Vor einem Jahr wurde mit der Renaturierung des Gilchinger Wildmooses begonnen, nun steht die Maßnahme vor ihrem Abschluss. Bis Ende Februar werden in bestehende Seitengräben des Gilchinger Wildmooses über 80 Torfdämme eingebaut. Damit wurden dann insgesamt rund 110 Dämme aus Nadelholz verbaut. Das Gilchinger Wildmoos zeichnet sich durch eine einzigartige Vegetation aus. Durch die anhaltende Entwässerung drohte es aber langsam auszutrocknen. Der Einbau der Torfdämme soll genau dies stoppen und die Neubildung des Moores wieder in Gang bringen. „Ein tolles Projekt, für das man einen langen Atem und viel Überzeugungskraft bis zum Schluss brauchte,“, wie es Landrat Stefan Frey bezeichnet, „das dem Natur-, Klima- und Hochwasserschutz dient und hoffentlich Nachahmer findet“. Rund 10 Jahre dauerten die Vorbereitungen, was insbesondere an über 130 zu beteiligenden Grundstückseigentümern lag. „Ich danke allen beteiligten Eigentümerinnen und Eigentümern, dass sie der Maßnahme letztendlich zugestimmt haben. Danken möchte ich aber auch allen, die stets an die Umsetzung und den Erfolg diese Projektes geglaubt und sich über die vielen Jahre engagiert haben. Allen voran den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde, sowie der Regierung von Oberbayern“, so Frey.

Landrat Stefan Frey machte sich heute persönlich ein Bild von den Arbeiten im Moor. Mit dabei waren Vertreter der Gemeinde Gilching, des Kreisbauerverbandes, des Unternehmerverbandes UWS sowie Mitglieder des Umweltausschusses, die das Projekt von Anfang an unterstützt haben. Petra Gansneder, Projektleiterin der Unteren Naturschutzbehörde und Cornelia Siuda, Moorexpertin und zuständig für das Klimaprogramm Moore Bayern bei der Regierung von Oberbayern, kennen das Gebiet inzwischen wie ihre eigenen Westentasche. „Bis in die 1950er Jahre wurde dort Torf abgebaut. Torf wurde als Brennmaterial verwendet. Dafür musste das Gebiet aber entwässert werden, also wurden ein Hauptgraben und viele Seitengräben gezogen“, erzählt Cornelia Siuda von der Regierung von Oberbayern. „Mit dem Einbau von Dämmen soll der Wasserabfluss aus dem Moor nun verhindert werden. Lokal muss zusätzlich standortfremder, entwässernd wirkende Baumbestand reduziert werden. Damit werden die Bedingungen im Lebensraum für die moortypischen Arten auf lange Sicht stabilisiert“, erklärt Petra Gansneder von der Unteren Naturschutzbehörde die Maßnahmen. Die Renaturierung des Wildmooses ist nicht nur für den Natur- und Artenschutz von besonderer Bedeutung, sie dient vor allem auch dem Klima- und Hochwasserschutz. Bei einer fortschreitenden Entwässerung des Moores wird der im nassen Torf gebundene Kohlenstoff durch die Austrocknung an der Luft als CO2 freigesetzt. Diese Freisetzung von CO2 wird durch die Renaturierung gestoppt und darüber hinaus werden durch die Neubildung von Torf ca. 0,5 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr aus der Atmosphäre dauerhaft gebunden. Zudem können von einem intakten Hochmoor auch erhebliche Wassermengen zurückgehalten werden, vor allem aber Niederschlagsspitzen deutlich abgemildert werden.

110 Dämme

81 Torfdämme aus Nadelholzbrettern werden in diesen Tagen in die bestehenden Entwässerungsgräben eingebaut. Das Material: Fichte oder Tanne, 55 Millimeter stark mit Nut- und Federfräsung. Nimmt man die beiden Abschnitte vom vergangenen Jahr und heuer zusammen, kommt man auf etwa 110 Dämme. Die tief hinabreichenden, wasserführenden Schlitzgräben werden durch den Einbau der Dammbauwerke aus Nut- und Federbrettern aufgestaut und mit Torfboden überdeckt. Dadurch wird der Grundwasserstand in diesem Teilbereich angehoben. Zuvor müssen im Umfeld Fichten gefällt werden, die zuvor durch die Grabenentwässerung mitten im Moor erst aufwachsen konnten. „Fichten haben einen recht hohen Wasserverbrauch. Das würde dem Boden zusätzlich Feuchtigkeit entziehen“, erklärt Gansneder. Die Dämme müssen maschinell mit einem Moorbagger eingebaut werden. Derartige Bagger besitzen ein verbreitertes Kettenlaufwerk und damit einen geringen Bodendruck und können sich somit ohne weitere Hilfsmittel auf weichen Moorböden fortbewegen. Die Maßnahmen werden bis Ende Februar, möglichst bei gefrorenem Boden durchgeführt. Der Hauptgraben kann derzeit, wegen fehlender Eigentümerzustimmungen, noch nicht angestaut werden.

130 Grundeigentümer

Seit fast zehn Jahren verfolgt das Landratsamt Starnberg in Zusammenarbeit mit den Moorspezialisten an der Regierung von Oberbayern die Renaturierung des Wildmooses. Wegen der rund 130 zu beteiligenden Eigentümern ist die für den Natur- und Klimaschutz so wichtige Renaturierung mit einem aufwändigen und zeitintensiven Verfahren verbunden. In einer Vielzahl von Informationsveranstaltungen und persönlichen Gesprächen wurde die Maßnahme vorgestellt und besprochen. Einige Eigentümer verkauften im Laufe der Zeit ihre Parzelle an den Landkreis, andere erteilten ihr Einverständnis und wieder andere verfolgen das Ziel sich finanziell an der Maßnahme zu beteiligen und dadurch sogenannte Ökokonto-Wertpunkte zu generieren.

Finanzierung

Finanziert wird das Projekt zu 90 Prozent durch das Landschaftspflege- und Naturparkprogramm, Bereich Moorschutz der Bayerischen Staatsregierung. Der Landkreis beteiligt sich mit 10 Prozent.

Vom Torfstich zum Naturschutzgebiet Wildmoos

Das Naturschutzgebiet Wildmoos mit seinen 45 Hektar umfasst eines der nördlichsten Hochmoore in Südbayern und stellt einen der größten Hoch- und Übergangsmoorkomplexe im Landkreis Starnberg dar. Es befindet sich im Gemeindebereich Gilching direkt an der Landkreisgrenze zu Fürstenfeldbruck in unmittelbarer Nähe zum Jexhof. Vielen Einheimischen ist das Gebiet bekannt. Bis in die 1950er Jahre wurde dort Torf abgebaut. Dazu wurde es in über 100 Parzellen eingeteilt, so dass die ansässigen Familien einen Torfstich für den Eigenverbrauch hatten.

Nach Abschluss des Torfabbaues wurde das Gebiet zum Naturschutzgebiet und zum FFH Gebiet erklärt. Allerdings droht das Wildmoos aufgrund der anhaltenden Entwässerung langsam auszutrocknen und somit dauerhaft verloren zu gehen. Obwohl inzwischen stark von Gehölz bewachsen, ist die botanische Ausstattung noch immer als herausragend zu betrachten. Das Moor hat trotz der Gräben seinen Charakter nicht verloren. Neben der ursprünglichen Hochmoorvegetation mit Rundblättrigem Sonnentau, Rosmarinheide, Scheidigem Wollgras, Moos- und Rauschbeere findet sich besonders im Bereich der Torfstiche auf trockeneren Moorbereichen eine flechtenreiche Heidevegetation (Heidekraut und Preißelbeere). Die kleinen Torfstiche sind weitgehend in Regeneration begriffen, neben Torfmoosen wachsen Schnabelsegge, Rohrkolben, Sumpfblutauge und weißes Schnabelried.

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