- Normalerweise stellt die Gruppe der Senioren für Täter jeglicher Couleur ein bevorzugtes Opferklientel dar, doch mit ihrer Opferrolle wollte sich eine Rentnerin aus Puchheim nicht abfinden und trat mit geistiger Finesse zur Gegenoffensive an.
Mit einem Gutschein und einem kleinen Weihnachtspräsent bedankte sich die Ermittlungsbeamtin Christiane Borowski bei der „Miss Marple von Puchheim“ für ihre wertvolle Mithilfe bei der Aufklärung eines Raubes.
Andreas Ruch/PI Germering

Puchheim - Normalerweise stellt die Gruppe der Senioren für Täter jeglicher Couleur ein bevorzugtes Opferklientel dar, doch mit ihrer Opferrolle wollte sich eine Rentnerin aus Puchheim nicht abfinden und trat mit geistiger Finesse zur Gegenoffensive an. Auf diese Weise konnten nun im Jahre 2020 zwei zurückliegende Kriminalfälle in Puchheim aus dem Jahr 2017 zusammengeführt und ein bislang ungeklärtes Verbrechen in Gestalt eines Raubes nach 3 Jahren noch geklärt werden. Womit niemand, insbesondere der jetzt überführte Täter sicher nicht gerechnet hätte, dass er seine DNA an den beiden Tatorten hinterlassen hatte und dass eine jetzt 82-jährigen Puchheimerin so viel Energie in die Klärung eines Raubüberfalls stecken würde. Doch der Reihe nach, wie sich die Dinge zugetragen hatten:

Während der Ostertage 2017 nutzte ein dreister Dieb die Abwesenheit der zum damaligen Zeitpunkt 79-jährigen Puchheimer Hauseigentümerin und stahl deren gesamten Schmuck und auch deren „Notgroschen für ein neues Dach“, in Höhe von 30.000 €. Über viele Jahre hinweg hatte die Witwe diesen Betrag zusammengespart. Recht bald fiel der Tatverdacht auf ihren Untermieter, einen damals 21jährigen Albaner, der einige Zeit bei ihr wohnte. Mit Hilfe der damals noch existenten Polizeiinspektion Gröbenzell konnte ein Großteil des Schmucks der bestohlenen Witwe wieder aufgefunden werden, welchen der Täter in Pfandleihhäusern in München versetzt hatte. Einige wenige Stücke blieben allerdings für immer verschwunden. Jedoch konnte an einer Schmuckschatulle ein zum damaligen Zeitpunkt unbekanntes DNA Fragment gesichert werden.

Vor Gericht gestand der Mann dann ein Jahr später den Schmuckdiebstahl, den Diebstahl der 30.000 Euro stritt er jedoch beharrlich ab. Anfang August 2017 wurde dann eine 75jährige Frau am späten Abend nahe ihrer Wohnung in Puchheim von einem unbekannten Täter beraubt. Dieser bot der Seniorin anfangs ganz unverfroren an, ihr die Handtasche nach Hause zu tragen. Als die Frau dies aber ablehnte, entriss ihr der Mann die Handtasche und flüchtete mit seiner Beute. Die Gröbenzeller Polizei konnte zwar die Handtasche mit dem geleerten Geldbeutel wieder auffinden, aber vom Täter fehlte jegliche Spur. Aber auch in diesem Fall konnte erneut ein DNA-Fragment, diesmal an der Handtasche, gesichert werden.Trotz einem großen Polizeiaufgebot und dem Einsatz eines Hubschraubers konnte bei dem nächtlichen Einsatz der Täter damals nicht gefasst werden, auch ein Presseaufruf blieb ohne Hinweise.

Der bestohlenen Hauseigentümerin hatte jedoch die Aussage des Schmuckdiebes vor Gericht keine Ruhe gelassen. Ganz besonders aber beschäftigte sie immer noch der Presseaufruf zu dem Handtaschenraub in Puchheim. Genau wie Miss Marple in den Filmen von Agatha Christie kombinierte sie viele kleine Indizien und kam zu dem Schluss, dass der Schmuckdieb auch der Handtaschenräuber gewesen sein könnte. Der Mann verriet sich nämlich durch seine auffällige Bekleidung und seine Frisur, denn am späten Nachmittag vor dem Überfall hatte er noch an ihrer Haustür geklingelt. Die Frau wies ihn jedoch ab. Am anderen Tag musste sie dann von dem Überfall im Amper-Kurier lesen.

Lange haderte sie, ob sie bei der Polizei anrufen solle oder nicht, aber dann fasste sie sich im Mai 2019 ein Herz und meldete sich bei der Germeringer Polizei, um ihren Verdacht und ihre Theorie in Form einer ausführlichen Zeugenvernehmung zu äußern. Die Arbeit der Polizei Germering bestand nun darin, den bis dato nicht geklärten Raub wieder neu aufzurollen und die beiden vorrätigen DNA-Fragmente beim LKA vergleichen zu lassen, nachdem „Miss Marple“ ihren Tatverdächtigen eindeutig auf einer Wahllichtbildvorlage wiedererkannt hatte. Auf Grund seiner kriminellen Drogenkarriere waren praktischerweise Lichtbilder von ihm aus diversen erkennungsdienstlichen Behandlungen im Polizeicomputer vorrätig.

Ein entsprechendes Laborgutachten des LKA´s bestätigte nun zweieinhalb Jahre nach dem Raub den Verdacht der nunmehr 82-jährigen Puchheimerin, dass der tatverdächtige Schmuckdieb tatsächlich auch der mutmaßliche Handtaschenräuber gewesen ist. Derzeit sitzt der mittlerweile 24-Jährige wegen anderer Delikte bereits in einer Justizvollzugsanstalt in Baden Württemberg ein. Wegen dem Raub von August 2017 wird er sich nun erneut vor Gericht verantworten müssen.

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