Trifft man sich mit Joanna Brosig auf ein Interview, sind wegen ihres Erfahrungsberichts aus dem ukrainischen Kriegsgebiet schlaflose Nächte die Folge. Die 44Jährige gehört zu den wenigen Menschen, die sich der verlassenen Katzen und Hunde zuliebe regelmäßig auf den Weg in die Ukraine macht, um entlang der Frontlinie Futter in die entlegensten Dörfer zu bringen.
Anfang Januar macht sich Brosig wieder mit einem Transporter auf den Weg in die Ukraine
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Gilching – Trifft man sich mit Joanna Brosig auf ein Interview, sind wegen ihres Erfahrungsberichts aus dem ukrainischen Kriegsgebiet schlaflose Nächte die Folge. Die 44Jährige gehört zu den wenigen Menschen, die sich der verlassenen Katzen und Hunde zuliebe regelmäßig auf den Weg in die Ukraine macht, um entlang der Frontlinie Futter in die entlegensten Dörfer zu bringen. Und da bleibt es nicht aus, dass sie und ihre Begleitung ihrer Freundin Michaela von der Berliner "Tierhilfe Ukraine" relativ nah an die kriegerischen Auseinandersetzungen kommen und in Sekundenschnelle auch Schutz suchen müssen.

Bereits seit Beginn des russischen Angriffes auf die Ostukraine hat sich Joana Brosig dem Tierschutz gewidmet. Nicht nur, dass sie mit Futter- und Sach-Spenden regelmäßig in Richtung Ukraine fährt, hat sie anfangs auch so viel als möglich Katzen und Hunde, für die bereits Pflegeplätze hier in Deutschland reserviert waren, mit zurückgenommen. Drei Tage lang dauert die Hinfahrt über Berlin. Am Ziel angekommen „kommt es uns dann so vor, als ob wir weg aus dieser Welt wären“, erzählt Brosig. Panzer kommen ihnen entgegen, sie hören Detonationen, sehen zerbombte Häuser und Menschen und Tiere, die in irgendwelchen Behausungen versuchen, zu überleben. "Gut befahrbare Straßen und Brücken fehlen oft, weshalb wir Umwege suchen müssen." 

Wobei die gebürtige Polin, „deshalb kann ich mich auch gut mit den Einheimischen unterhalten“, und ihre Begleiterin bereits mehrmals in kritische Situationen gekommen sind. „Ohne Schusssichere Weste und einem Gefechtshelm wäre die Fahrt nicht zu verantworten“, weiß Brosig. Reicht es gefühlsmäßig schon, dass ihnen unterwegs völlig verlassene und hungrige Tiere begegnen, die sich über ein paar Streicheleinheiten und etwas Futter freuen, herrschen in den von den meisten Menschen verlassenen Dörfern entlang der Frontlinie zudem katastrophale Zustände.

Geblieben sind vorwiegend alte Frauen und Männer, die nun versuchen, sich und die vielen Katzen und Hunde über Wasser zu halten. „Natürlich freuen sie sich, wenn wir kommen und Futter bringen. Sie möchten aber auch, dass wir nicht nur zum Ausladen da bleiben, weil sie froh über ein bisschen Ansprache und Normalität sind. Leider geht das nicht, weil unsere Transporter schnell von den kriegerischen Drohnen entdeckt werden können und wir uns deshalb auch nicht zu lange an einem Ort aufhalten dürfen. Das ist zu gefährlich, weil die russische Armee alles im Visier hat." 

Auf die Frage, warum sie das alles in Kauf nehme, sagt die gelernte Tierpflegemeisterin nur: „Ich kann nicht anders. Wir sind aber auch nicht lebensmüde. In ein Kriegsgebiet zu fahren, macht aus uns keine Helden. Aber jede Futterdose, die wir dalassen, ist für uns ein Glücksmoment und für die Tiere eine Überlebenschance. Es gibt in der Ostukraine aber auch viele Tierfreunde, die sich trotz allen Elends um heimatlose Tiere kümmern. Sie sollen wissen, dass wir sie nicht vergessen.“ 

Mittlerweile sei sie angesichts der aussichtslosen Situation schon etwas müde geworden, räumt Brosig ein. Sei es bereits kräftezerrend, sich von ihrem Standort am Brucker-Steig-Weg 2 in Gilching aus um die Futter- und Sachspenden für die nächste Fahrt zu kümmern, fehlt mittlerweile auch das Geld für Benzin und sonstige Aufwendungen. „Ich müsste zum Beispiel dringend meinen weißen Transporter etwas dunkler umlackieren lassen, um von den Drohnen nicht zu schnell entdeckt zu werden. Das kostet aber auch wieder Geld, das ich mir derzeit nicht leisten kann.“ Mittlerweile ist sie dabei, einen Verein "Joforpaws_Tierhilfe“ zu gründen, um dann auch Spendenquittungen auszustellen. "Finanzielle Hilfe wäre sehr wichtig", betont Brosig. "Wir fahren jedes Mal über 6000 Kilometer mit zwei Autos. Dazu kommt der voll beladene LKW, den wir jeweils vorausschicken. Das verursacht enorme Kosten, die sich ohne Spenden nicht mehr finanzieren lassen."         

Anfang Januar macht sich Brosig wieder mit einem Transporter auf den Weg in die Ukraine. Wer sie und das Projekt finanziell unterstützen will, das Spendenkonto über PayPal lautet joforpaws@t-online.de - Verwendungszweck "Ukraine-Tierhilfe" beziehungsweise als Banküberweisung unter Joanna Brosig, IBAN DE 80 1203 0000 1080 8868 62. Wer Kontakt zu Brosig aufnehmen will, das geht über Joforpaws@t-online.de.  LeLe

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