Häuser aus Holzschindeln versprühen eine gemütliche und rustikale Atmosphäre, die zum Wohlfühlen einlädt. Das schon in der Bronzezeit von Kelten und Germanen gepflegte Handwerk drohte bereits in Vergessenheit zu geraten. Doch die ressourcenschonende und emissionsneutrale Arbeitsweise der Schindelmacher hat in Kombination mit den erfreulich wärmedämmenden Eigenschaften von Holzschindeln dazu geführt, dass sie im Gebäudebau gegenwärtig eine Renaissance erfahren. Mit Holzschindeln ist es möglich, die Natur zu schonen und das Flair germanischer Dörfer in der Zeit von Hermann dem Cherusker zu verbreiten.
Was sind Holzschindeln?
Holzschindeln sind natürliche Produkte für die Dacheindeckung sowie die Fassaden- und Wandverkleidung. Sie können aus Laub- und Nadelbäumen gewonnen werden, woraufhin sie vom Schindelmacher zu dünnen Holzplättchen verarbeitet werden. Obwohl eine nachträgliche Veredelung von Holzschindeln möglich ist, geht der Trend in Richtung Verzicht zumindest eines chemischen Oberflächenschutzes.
Diese Vorgehensweise unterstreicht die rustikale Optik des Baumaterials und wird durch die hervorragenden Eigenschaften der Holzschindeln begünstigt, zumal Schindelmacher die besten Baumarten für ihr Material kennen. Eine mindestens zweilagige Abdeckung bei einer Holzschindeln-Fassade sowie eine mindestens dreilagige Abdeckung bei einem Holzschindeldach sind hier üblich. Die Holzplättchen werden nach Art ihrer Herstellung in gespaltene und gesägte Holzschindeln unterschieden. Gespaltene Holzschindeln sind kostspieliger, aber robuster, weil sie entlang des natürlichen Holzfaserverlaufs getrennt wurden. Bei guten Materialien, einer professionellen Eindeckung und einer regelmäßigen Pflege können die Schindeln viele Jahrzehnte halten.
Die Blütezeit der Holzschindeln
Holzschindeln entsprechen dem traditionellen Häuserbau von Kelten und Germanen. Schon Tacitus und Plinius berichteten von den schindelgedeckten Holzhäusern in germanischen Dörfern. Die Römer sprachen von scindulae, was sich mit Spaltprodukte übersetzen lässt, da der Begriff das Verb scindere (spalten) nominalisiert. Die bäuerliche Lebensweise und der Reichtum an Wäldern begünstigten die Verwendung von Holzschindeln in Germanien, die allerdings auch in anderen Teilen der Welt für die Abdeckung von Dächern und Fassaden genutzt wurden.
Das Handwerk der Schindelmacher war in Germanien bereits in der Bronzezeit verbreitet. Es bot sich in einer von Wäldern geprägten Landschaft an, zumal die Herstellungstechnik eingängig ist. So genügte es, das gefällte Holz mehrmals zu halbieren, um immer dünnere Scheite und schließlich Schindeln zu gewinnen, die sich für eine schuppenartige Abdeckung der Häuser nutzen ließen. Verbreitet war zunächst die Verwendung von Legschindeln, die so bezeichnet wurden, weil sie sich auf die Dächer auflegen ließen, um sie anschließend mit Steinplatten zu befestigen. Heute werden die Schindeln zumeist an Fassaden und Dächer genagelt.
Die Vorteile von Holzschindeln
Holzschindeln weisen eine hervorragende Dämmfähigkeit auf und können das Binnenklima regulieren. Dies liegt daran, dass sich Holz ausgleichend auf Extremtemperaturen auswirkt und diffusionsoffen ist, das heißt, Feuchtigkeit von außen aufnehmen und nach innen weitergeben kann. Seine Atmungsaktivität beugt einer möglichen Fäulnisbildung vor. Baumarten wie Eiche, Lärche, Weißtanne und Fichte, die bevorzugt als Rohmaterial für Holzschindeln verwendet werden, haben sich als robust, langlebig, hagelsicher, frostbeständig und sturmsicher erwiesen. Holzschindeln für Dächer und Fassaden erzeugen eine gemütliche Optik, die am besten zum Landhausstil oder einem urigen Gartenhaus passt.
Einen weiteren Dekorationseffekt haben die Muster, die sich durch die gleichmäßige Anordnung der Schindeln ergeben. Eigentümer profitieren von vielen Gestaltungsmöglichkeiten und können in Verbindung mit Glas, Metall und Solarmodulen aufregende Kontraste setzen. Vielfalt besteht ebenso in der Wahl des Designs und der Baumarten. Setzen die Anbieter auf nachhaltige Forstwirtschaft, kann sich das Material emissionsneutral verhalten und den eigenen ökologischen Fußabdruck durch diese Form des nachhaltigen Bauens klein halten.
Die Nachteile von Holzschindeln
Holzschindeln sind pflegeintensiv und bedürfen einer regelmäßigen Wartung. Die Brandgefahr von Holz muss beachtet werden, sodass beim Kauf der Holzschindeln auf die Gegenmaßnahmen der Anbieter wie eine geeignete Oberflächenbehandlung zu achten ist. Da nur noch wenige Handwerker die Kunst der Schindelherstellung beherrschen, können die Kosten hoch sein und pro m2 bei einer dreifachen Deckung über 50 Euro liegen. Eigentümer, die keine fachkundige Unterstützung benötigen, müssen mit einem hohen Montageaufwand rechnen.
Zu beachten ist, dass sich eine unzureichende Holzqualität, fehlende Imprägnierung und unprofessionelle Eindeckung negativ auf die Haltbarkeit auswirken. Deshalb ist es wichtig, beim Kauf von Holzschindeln auf die Qualität und Expertise des Herstellers zu achten, damit Schäden durch Nässe, Insekten, Pilze und UV-Strahlen nicht entstehen können. Aus demselben Grund muss gewährleistet sein, dass das Regenwasser von Fassade und Dach abfließen kann. Eine natürliche Holzverfärbung ist mit der Zeit hingegen unvermeidbar. Dies hat allerdings auch seine Reize und trägt zu einem individuellen Erscheinungsbild des Hauses bei.