Luttenwang – Was sich derzeit im Metzgerhandwerk aktuell abspielt, darüber berichteten bei der Herbstversammlung der Brucker Metzgerinnung am vergangenen Mittwoch, Obermeister Bernhard Huber und der Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes für das bayerische Fleischerhandwerk, Lars Bubnick. Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer stellte in seinem Grußwort die angespannte Wirtschaftslage dar.
Mit der Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer Anfang 2024 sowie dem Auslaufen der Strom- und Gaspreisbremse im März 2024 macht die Regierung deutlich, dass ihr der Mittelstand und das Handwerk nicht viel bedeuten, sagte Obermeister Huber. Auch fehle ihm das Verständnis, dass man arbeitswillige Flüchtlinge und Asylanten so lang nicht ins Arbeitsverhältnis bringen darf. „Das muss sich schnellstens ändern“, forderte Huber ein Umdenken von der Bundesregierung. Bei der diesjährigen Freisprechung erhielten nur drei Metzgergesellen ihren Gesellenbrief. „Damit waren wir die wenigsten Azubis“, sagte Huber und stieß damit ein weiteres Dauerthema an, den fehlenden Nachwuchs im Metzger-Handwerk.
Leider habe sich die wirtschaftliche Lage nicht verbessert, berichtete Höfelsauer. Die bekannten Probleme, wie die hohen Energie- und Materialkosten sowie der große Facharbeitermangel, machen den Unternehmen zu schaffen. Zu steigender Inflation und Zinssteigerungen sind noch hohe Lebensmittelpreise dazugekommen. Auch der Rückgang im Bausektor um 30 Prozent und lange Genehmigungsverfahren belasten die Baubranche. Die Umsatz- und Auftragsrückgänge im Handwerk von 37 Prozent lassen aufhorchen, so Höfelsauer, seien aber noch nicht besorgniserregend. Untern Strich fehlen Impulse für den Dienstleistungssektor und bei den Lebensmittel-Handwerken. Der Gastronomie drohen nach Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer weitere Schließungen, glaubt Höfelsauer.
Die Berichte über den „Tag des Handwerks“ waren positiv, so der Kreishandwerksmeister. Er habe den Ministerialbeauftragten gebeten, eine Umfrage in den Schulen zu starten, wie die Resonanz zum Tag des Handwerks war und ob das eine der Möglichkeiten wäre, um fürs Handwerk zu werben. Man habe heuer 54 neue Azubi-Verträge abgeschlossen. „Wir sind zwar noch nicht auf dem Stand, den wir gerne hätten. Wir liegen noch 15 Prozent hinter dem Niveau vergangener Jahre.“
Von der Obermeistertagung berichtete Engelbert Jais, der als Vertreter von Huber daran teilnahm, dass die Unterbesetzung in den Betrieben durch Vietnamesen gelöst werden soll. Schwierig sei jedoch die Arbeitserlaubnis zu erhalten, so Jais. Und eine Lösung über Automatenverkauf sei auch nicht „das Gelbe vom Ei.“ Man werde sich mit Alternativen beschäftigen müssen, meinte der Geschäftsführer des Fleischerverbandes Bayern, Lars Bubnick. Die Zahl der Metzgereibetriebe in Bayern ist weiter rückläufig. In erster Linie fehle das Personal. Aber die sogenannten Smartdoor-Container, die gerade wie Pilze aus dem Boden schießen, können nicht die Lösung sein.
Man müsse verstärkt auf moderne Werbemethoden setzen, um junge Leute für den Beruf zu begeistern. Überall fehlen die Nachfolger. Die Innungsbetriebe beschwor Bubnick, verstärkt an Messen und Berufsinfomärkten teilzunehmen. Der Landesverband stellt gern das entsprechende Equipment dazu, beispielsweise eine VR-Brille, die eine virtuelle Leberkäs-Herstellung simuliert, oder ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck „Meatarbeiter“, jedenfalls weg von mittelalterlicher Werbung mit Kugelschreiber etc. „Die Jugend heutzutage tickt anders.“
Positives gab es vom Schlachthof Hasenheide zu berichten. Engelbert Jais, neben Bernhard Huber und Herrmann Eberle, einer der drei Geschäftsführer des vor sechs Jahren wiedereröffneten Schlachthofes, teilte mit, dass der Schlachthof die Zulassung für Rot- und Damwild erhalten hat. Seit zwei Jahren dürfen auch die Schlachterprüfung für ganz Bayern im Brucker Schlachthof durchgeführt werden. „Wir haben uns ein Renommee erarbeitet, worauf wir sehr stolz sind“, so Jais.