Fürstenfeldbruck - Es begann 2004. Jürgen Schulz und Ahmet Calisir vom türkisch-deutschen Kulturzentrum wollten etwas Handfestes tun und nicht nur reden. So wurde die Idee einer Hausaufgabenbetreuung für türkische Schüler geboren. Die Kirchengemeinde Gnadenkirche stellte zweimal in der Woche den Thomasraum ihres Gemeindezentrums zur Verfügung und hieß die muslimischen Gäste willkommen. Jürgen Schulz verbrachte dort acht Stunden wöchentlich ehrenamtlich als Lehrer in zwei Gruppen, eine für die Grundschüler, die andere ab fünften Klasse. Ahmet Calisir sorgte für die ersten Schüler – viele von den Älteren arbeiteten auf die Mittlere Reife hin. Diese erste Gruppe war besonders nett und strebsam – manche Freundschaften zu ehemaligen Schülern bestehen heute noch. Unter den Schülern war ein einziges Mädchen, aber voll anerkannt – schulisch hatte sie die Nase vorn und war „nebenbei“ bayerische Jugendmeisterin im Damenboxen. Nach ihrer Mittleren Reife über den M-Zweig folgten FOS und Studium. Heute ist sie Referendarin an der Mittelschule West für das Lehramt und für islamischen Religionsunterricht.
Es blieb nicht beim Ein-Mann-Betrieb. Aus dem einen Lehrer wurde ein Team von neun Mitarbeitern – immer noch ehrenamtlich. Auch die Zusammensetzung der Schüler hat sich geändert: Die Mädchen stellen ungefähr die Hälfte, die (Deutsch-)Türken sind zwar immer noch die größte Gruppe, fast 50 Prozent. Die übrigen stammen aus dem Kosovo, aus Afghanistan, aus Togo, aus Nigeria. Die meisten sind immer noch Muslime, es kommen aber auch einige wenige Christen dazu. Die Teilnahme ist preiswert: 5 Euro Anmeldegebühr im Jahr, Geschwister zahlen nur einfach. Wir sind nicht nur voll – wir laufen über und mussten Absagen erteilen. Von den Älteren (ab der fünften Klasse) besuchen acht die Mittelschule, acht die Realschule, sechs ein Gymnasium – der Anteil an Gymnasiasten war noch nie so hoch. Die Dipl.-Ingenieurin und der Mathematiker im Team haben kein Problem, auch bei Integral- und Differenzialrechnungen zu helfen.