
Gilching – „Luftkrieg im Sommer 1944 – Schauplatz Gilching“ lautet das Motto einer Sonderausstellung, zu der der Verein Zeitreise ins Wersonhaus einlädt. Initiator war Reinhard Frank, der seit nunmehr zwei Jahrzehnten in Gilching gezielt auf Spurensuche ging.
Gleichwohl das schreckliche Ereignis des Großangriffes der amerikanischen Luftstreitkräfte über Bayern nun 75 Jahre her ist, soll es nicht in Vergessenheit geraten, mahnt Reinhard Frank. Der 75Jährige Heizungsbauingenieur recherchiert seit gut 20 Jahren insbesondere in Richtung Bomber-Absturz am 19. Juli 1944 am Gilchinger Ölberg. „Ich bin 1944 geboren, in demselben Jahr ist mein Vater Michael im Krieg gefallen. Bis heute ist er vermisst. Das war für mich schon in jungen Jahren Anlass, mich auf die Suche zu machen und auch die Umstände des Zweiten Krieges zu recherchieren. Dafür bin ich sogar an Originalschauplätze in Russland gefahren. Habe zwar sehr nette Menschen kennen gelernt, aber nichts über meinen Vater erfahren.“ In Punkto Luftangriff Gilching konnte Frank Gemeinde-Archivarin Ursula Lochner sowie Museumsdirektorin und Zeitreise-Vorsitzende Annette Reindel gewinnen. Außerdem meldeten sich aufgrund diverser Aufrufe die wenigen Zeitzeugen, die sich noch an die Ereignisse erinnern konnten. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die bis ins Detail aufzeigt, was damals für ein Schreckensszenario herrschte.
„Am 19. Juli 1944 startete vom süditalienischen Militärflugplatz Manduria aus ein elfköpfige Bomber-Crew an Bord einer Liberator-Maschine des Typs B-24. Auf dem Leitwerk war sie mit einer blauen 4 gekennzeichnet. Über den Alpen schlossen sich die Angreifer zu einem Großverbund von 90 Maschinen zusammen. Auftrag war, die Dornier-Werke in Neu-Aubing zu zerstören“, erklärt Frank. Kurz vor dem Ziel angekommen, habe die Münchner Flugabwehr, zu der auch die Gilchinger Flakstellungen gehörten, die Bomber-Staffel beschossen. Als einzige Maschine aber wurde die „Blaue 4“ getroffen. Während der Pilot, Co-Pilot, Navigator und Bordmechaniker ums Leben kamen, konnten sich sieben Besatzungsmitglieder mit dem Fallschirm retten, ehe die Maschine brennend über dem Gilchinger Ölberg abstürzte, weiß Frank.
Durch aufwendige Feldbegehungen, insgesamt beteiligten sich rund 20 Ehrenamtliche an den Recherchen, und Gespräche mit Zeitzeugen konnten zum einen Original-Fundstücke gesichert werden, andererseits auch persönliche Erlebnisse aufgezeichnet werden. Neben Relikten des Bombers sowie Fetzen von Uniformen sind auch die genauen Flugrouten der Bomber-Staffel sowie ein Modell der B-24 und Fotos aus jener Zeit zu sehen. Zudem gibt es eine Audio-Station, wo Zeitzeugen im Original zu sehen und zu hören sind. Geöffnet ist die Sonderausstellung bis vorerst 22. März, jeweils dienstags von zehn bis 12 Uhr sowie am Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Zu einem Vortrag dazu lädt Frank am Sonntag, 2. Februar, ab 14 Uhr ins Wersonhaus ein. LeLe